DPF: Jürgen, Du bist ja selbst Musiker, wie ist es mit einem so berühmten Namen ----Blackmore---- seinen eigenen musikalischen Weg zu finden und auch zu gehen?“

Jürgen: Meinen eigenen Weg zu finden, war nicht immer leicht. Aber als ich mit der Musik anfing war ich doch sehr verkrampft, der Druck der auf mir lastete war schon extrem. (Schließlich war ich der Sohn von Ritchie….). Alle wollten den Namen Blackmore vermarkten, was sogar soweit ging, dass die Oberwichtigen darauf bestanden meine Band so zu nennen…. der Jürgen blieb da manchmal auf der Strecke. Das hat schon eine Menge Frust verursacht! Viele Menschen die sich an einen ranhängen nur des Namens wegen oder um schnell Kohle zu machen. Es waren schon einige bittere Erfahrungen nötig, um hier auszusortieren. Dies ging natürlich auf Kosten des Erfolges, das war mir aber immer egal.
Meine Musikalität ist sicher Erbe meines Vaters und mein Stil mag seinem in vielem ähneln, obwohl ich nie ein großer Fan von ihm war. Aber meine Musik kommt aus meinem Innern ohne mich an irgendjemanden anzulehnen.

Um verschiedene Musikrichtungen zu produzieren habe ich die Musikerei ins Leben gerufen. Hier kann ich jede Art von Musik machen und die Resonanz der Fans macht den Spaß daran nur noch größer!
Doch im Herzen bin ich Rockmusiker und arbeite mit Xcentury an unserem neuen Album.

DPF: Du hast ja den Beruf des Gitarrenbauers in London erlernt. Welche Gitarren (Fender etc.) besitzt Du und hast Du vielleicht auch einige selbst gebaut?

Jürgen: Na ja…an Gitarren habe ich schon alles Mögliche gehabt und gespielt….Konzert, Western, 12 Strings etc.
Übrigens…Gitarrenbauer habe ich nicht in London sondern in Hamburg bei Georg `s Musik Shop gelernt.
Also wir haben damals natürlich viele Gitarren gebaut, aber die wurden im Shop gleich wieder verkauft, so dass für mich nichts übrig blieb ;-). Später, als ich richtig mit der Musik anfing, hatte ich keine Zeit mehr fürs selber bauen.
Auf einem Rainbow Konzert 1979 schenkte mein Vater mir eine nagelneue Fender Strat. Na, die musste erstmal bearbeitet werden, denn eine 3 Punkt Aufhängung ging ja gar nicht ….also wurde daraus eine 4 Punkt, der Plastik Sattel wurde mit einem Graphit ausgetauscht und für den Single Coil wurde erstmal ein Invader Humbucker eingebaut…u.s.w..
Leider hat die Strat nur 21 Bünde, darum bevorzuge ich meine Charvel Jackson, die hat 24 und nachdem ich auch sie etwas umgebaut habe, klingt sie richtig satt und nach Metall Gitarre! Live spielte ich einen ENGL AMP, der auch erstmal umgebaut werden musste und sogar mein Vater spielt ihn heute, nachdem ich ihm dazu riet. Er lachte damals erst, aber dann stellte er doch seinen Marshall in die Ecke.

DPF: Spielst Du außer Gitarre auch noch andere Instrumente?

Jürgen: Ja ich spiele leidenschaftlich gerne Keyboard, nicht so gut wie ich gerne möchte, doch dank Cubase kann man ja auch hier zum Held werden .
Na, und ein bisschen Bass. Da kommt es nicht so sehr auf die Solokünste an sondern hier muss man den Takt richtig halten können….etwas was viele Bassisten gerne vergessen.

DPF: Neugierig sind wir natürlich auf Deinen eigenen musikalischen Weg, vielleicht kannst Du uns ein wenig über "Iron Angel" bis hin zur heutigen Zeit erzählen?

Jürgen: Also ich startete mit 18 Jahren in der Band Iron Angel, in die ich eigentlich gar nicht reinpasste, denn 1. gab es schon 2 Gitarristen und 2.war dort Hardcore angesagt, ich aber bin eher ein melodischer Gitarrist. Das bemerkten wir auch alle sehr schnell und so stieg ich dort wieder aus.
Mit 24 gründete ich meine erste Band Namens Straight….wir übten jeden tag 8-10 Stunden und hatten sehr viel Spass! Es kamen nun die wichtigen Leute, die dir alles Mögliche erzählen wollten, unsere Band auseinander rissen….die Folge war: Musiker und Bandnamen wechselten über J.R. Blackmore` s Superstition und J. R. Blackmore Group …
Wir hatten viele Songs aber wegen des ständigen Wechsels in der Zeit nur ein Album heraus gebracht ( Still holding on ) Der Sound war nicht toll (Das Masterband verschwand in den ewigen Jagdgründen und der Sound klang wie Knüppel aus dem Sack) Heute gibt es davon bei uns eine überarbeitete Version die zumindest etwas besser klingt.
Nebenbei machte ich noch ein paar Solosachen, u. a. mit King Kurley den Smoke on the water Rap…war eine lustige Geschichte mit ihm….sogar sehr erfolgreich …in Australien und Neuseeland sogar in den Top Ten…
Danach ging es mit J.R. Blackmore Group richtig los. Wir arbeiteten im Studio und vor ausverkauftem Haus im Docks in Hamburg usw. Auf der großen Tschechoslowakei Tour lernte ich meinen Sänger Michael Bormann richtig kennen und schätzen. Ein sehr professionell arbeitender Musiker mit dem die Arbeit sehr viel Spaß machte. Er war in meiner musikalischen Entwicklung ein sehr wichtiger Mensch! Leider trennten sich unsere Wege….sehr schade wie ich finde…wir hätten sicher noch vieles gemeinsam produzieren können!
Da sich nicht der ideale Nachfolger für ihn fand, stellten wir unsere Lifeauftritte dann erst einmal ein und kümmerten uns um unsere Familien.
In der Zeit habe ich auch vieles andere gemacht, aber als wahrer Musiker hört man nicht auf und meine Ideensammlung quillt über an Melodien und Songs. Vieles davon wird in unser neues Album von Xcentury fließen.
Doch diesmal produzieren wir alles selbst in unserem Studio, ohne Diktat der Oberwichtigen.

DPF: Welche Person, ob aus privatem oder beruflichem Umfeld, hat Dich in Deinem Leben nachhaltig beeinflusst?

Jürgen: Ich nenne mal nur die wichtigsten
Also wie schon oben erwähnt Musikalisch waren es: Wolfgang Beisel (Bass), Mike Matthes Drums), Malte Rathke (Keyb.), Jens Weber (Keyb.), Dirk Schröder (Gesang), Michael Bormann (Gesang)…und dann noch ein paar Spezielle Musiker….Ulli Roth (ex Scorpions).er zeigte mir wie es klingt wenn man richtig Gitarre spielen kann..;-)
Wolf Hoffmann (ex Accept) wir hatten im Studio viel Spaß und er ist ein super Musiker und Kollege. Bernd Ossowski (mein Manager der leider immer an die falschen geriet…und ich dadurch natürlich zwangsweise auch…;-)
Na im ernst …und ganz oben natürlich meine Mutter die immer hinter mir stand.
Des Weiteren waren da noch Georg Müller (Georgs Music Shop) ein immer zu mir stehender ex Chef ….Bob Rose (Produzent)…der mir immer sagte…DU..Du wirst ein Star…aber haste mal eben 15000 Dollar…? Wiebke und Harald Freund die mich mit der unterstützen.

DPF: Hat es jemals eine Zusammenarbeit an musikalischen Projekten zwischen Vater und Sohn, also Ritchie und Dir gegeben?

Jürgen: Nein, dazu ist es leider noch nicht gekommen…nur mal zusammen beim Soundcheck auf der Bühne.

DPF: Welche Musiker haben Dich besonders beeinflusst und mit welchen würdest Du gern mal arbeiten (Deinen Vater ausgenommen)?

Jürgen: Beeinflusst….hmmm ist schwer zu sagen…ich glaube es kam immer eher von innen heraus.
Gerne mal mit Arbeiten …tja… wie wäre es mit Deep Purple ;-)…für mich eine der besten Live Bands überhaupt….das wäre wohl ein echter Reiz! Da ich auch die Musiker persönlich sehr mag und wir ein sehr gutes Verhältnis zueinander haben.

DPF: Welche Alben, bzw. CD's hast Du bisher veröffentlicht und welche kann man wo erwerben?

Jürgen: J.R. Blackmore Group „Still holding on“, diese wird auf dem Schwarzmarkt im Internet leider bis zu 50,00 € gehandelt (Irre), bekommt man sie doch auf unserer Homepage für 15,00 €.
Eine Single CD mit 3 Songs vom Still holding on Album „Never too late…“auch bei uns zu bekommen.
Eine LP mit King Kurly „Smoke on the water…“ ein Rap der etwas anderen Art ;-)
Tja…wo es den zu kaufen gibt weiss ich leider nicht…hmmmm vielleicht bei ebay??
Es gibt noch ein Exemplar in meinem Schrank, aber das ist unverkäuflich ;-)
Ein Video aus dem Dock`s 1990, eine echte Rarität, gibt es demnächst in unserem Shop zu kaufen!

DPF: Du fährst ja musikalisch zweigleisig --- einmal die Rockschiene --- und einmal Musik für Kinder (Märchen). Wie kam es dazu? Hat Dich nur die Geburt Deiner Tochter dazu inspiriert oder hast Du noch andere Beweggründe?

Jürgen: Ja also ich muss sagen…diese Sache mit der Kindermusik werde ich demnächst starten…bisher leider noch nicht die richtige Zeit dazu gefunden…aber ich habe schon die Sachen im Petto …ja also drauf gekommen bin ich eigentlich durch die Anwesenheit von Shirley.ja.sie schaut ja immer Kinder TV und wir dann ja zwangsweise auch, wie wohl alle Eltern….na ja und wenn man sich da einmal die Musik anhört dann fällt man bei den allermeisten Songs hinten über…absolut daneben…da fragt man sich dann eigentlich wer hat die geschrieben???? Einer der keine Kinder hat wahrscheinlich….Ja deshalb möchte ich in diesem Bereich auch mehr machen.

DPF: Kann man vielleicht in absehbarer Zeit von Dir ein Rockmärchen erwarten welches in Richtung "Tabaluga" geht?

Jürgen: Ja das ist eine sehr gute Idee…mal sehen was daraus wird…ich werde es Euch berichten….oder vielleicht macht Ihr auch selber mit???

DPF: Wie alt ist Deine Tochter Shirley jetzt und hat sie vielleicht schon jetzt, inspiriert durch Deinen Beruf, auch vor in dieser Richtung einmal beruflich etwas zu machen?

Jürgen: Ja also Shirley ist jetzt 9 Jahre und wird im November 10….und witzigerweise hatte ich gerade erst ein irres Erlebnis mit Ihr….Also ich habe Ihr vor ca. einem halben Jahr mal ein kleines Keyboard gekauft.so mit Demosongs u.s.w. und sie klimperte eigentlich immer nur drauf rum ,- doch jetzt zu Sylvester (2003) war es dann soweit das Sie mich in eine Art Schockzustand versetzte…Sylvester morgens gegen 4 Uhr kam Sie an mit ein paar Zetteln und dem Keyboard in der Hand ins Wohnzimmer gewackelt und sagte ganz trocken…soooo..Papa und Mama, ich habe hier mal eben ein Song geschrieben….und nahm das Keyboard drückte auf 4 – 5 Knöpfe und dann ging es los….Die Drums hoppelten auf dem Keyboard los und ein Lied startete….da nahm sie ihre vollgekritzelten Zettel…die nur sie selber noch lesen konnte und begann den Text zu der Musik zu singen…lalalla mit Strophe Bridge und Refrain….und das ganze noch mal…es fehlte eigentlich nur noch die Transponierung des Refrains im letzten Drittel…aber dann wäre ich tot umgekippt aber auch das langte schon…denn sie hatte sich mühevoll ein Lied geschrieben um es uns dann vorzuführen ohne Ansage….na ja .also das bedeutet ich muss mal los und ein anständiges Keyboard kaufen gehen., denn ich glaube ich habe da etwas verpasst…!
Ich habe schon gemerkt das Sie Musikalisch ist…wir haben ja auch schon ein Geburtstagslied zusammen gesungen. (auch bei uns zu bekommen) aber das war nun wirklich der Hammer…allein die Zettel na wenn Sie mal eine Berühmtheit werden sollte dann habe ich schöne Souvenirs vom Super –Mega Star …

DPF: Welche Musik hörst Du privat am liebsten und welche CD's oder Platten hast Du zu Hause? Befinden sich darunter auch einige von Deep Purple, Rainbow ect.?

Jürgen: Also ich höre alles Mögliche …so habe ich auch alles quer durch den Garten bei mir.
z.B. Deep Purple, Rainbow, Uli Roth, und da wären weiter z.B Nightwish aus dem Rockbereich….ich finde die Band hat einen sehr eigenen Style…und die Musiker sind auch sehr gut.
Dann etwas lustiger Willy Astor… ist ein guter Gitarrist und ich habe mir gerade vor einer Woche wieder eine 6 stündige Reportage über ihn im TV angesehen mit seiner Band
Na und dann natürlich so die typischen Gitarristen, wie Yngwie Malmsteen, Eddi van Halen, Joe Satriani…den ich übrigens damals kennen gelernt habe und es war ein sehr interessantes Gespräch mit ihm….Aldi Meola…u.s.w.

Bei mir kommt es auch immer auf meine Stimmung an…so kann ich z.B. auch `mal auf House Sound abfahren oder Jazz oder ...oder… oder…also ich bin da nicht so festgelegt….nur mag ich eines gar nicht…das ist diese Superstar Kiste aus dem TV….tut mir leid aber dieser ganze Retorten Mist, da bekomme ich Schweißausbrüche…und wenn ich dann morgens noch den Kopf vom Kopf der Sendung auf meiner morgendlichen Müllermilch sehe dann könnte ich direkt wieder ins Bett gehen…ich sollte mal die Müllermilch boykottieren …besser wär’s!

DPF: In wieweit sind die Arbeiten zu Deinem neuen Projekt Xcentury angelaufen und wann rechnest Du mit der Veröffentlichung?

Jürgen: Ja, wie bereits angedeutet, hat sich in den vergangenen Jahren viel angesammelt…das muss raus hier ;-)
Ich möchte am Ende des Jahres die CD fertig haben!
Es wird ein sehr rockiges Album mit fetzigen Riffs und melodischen Solis….ich freu mich schon drauf!

DPF: Wie stehst Du zu anderen musikalischen Richtungen wie z.B. die Richtung die Dein Vater momentan spielt?

Jürgen: Also wie ich ja schon sagte, höre ich ja alles Mögliche an Musik und habe mir natürlich auch das neuste Projekt meines Vaters angetan….nun ja…das ist halt zurzeit sein Trip…mal sehen wie lange noch? Für mich ist es von daher ganz interessant, weil er absolut geniale Gitarrenmelodien spielt, meiner Meinung nach in der falschen Musik. Einige Stücke finde ich ganz gut, aber den ganzen Tag so etwas…? Nein Danke!

DPF: Was magst Du und was nicht?

Jürgen: Ich mag : meine Familie, meinen Hund, Fußball spielen, PC, die Natur, das Leben…auch wenn es manchmal nicht ganz einfach ist, Spanien, die Meisen die morgens immer am Meisenknödel nagen ;-), Cola Light, mit dem Notebook im Bett liegen und Interviews schreiben, Sauna, England, Bach.
Ich mag nicht: Autofahrer mit Hut und Klorolle, Herzrhythmusstörungen, wenn man beim bohren im Badezimmer die Wasserleitung anbohrt…ätzend…, mein Vater wenn er sich wie Jekyll und Hyde immer verändert sobald er eine neue Freundin hat, Cola Light wo die Firma vergessen hat den Süßstoff einzufüllen…, Umzüge machen, Gehwegplatten schleppen und verlegen, Den Elbtunnel Stau.

DPF: Was möchtest Du unseren Lesern gerne von Dir aus noch sagen?

Jürgen: Tja, einen Rat möchte ich geben: wer Erfolg haben möchte mit der Musik…sollte sich nie beirren lassen und vergesst diese oberwichtigen Leute die euch raten macht es so! Alles Mist… haltet als Band zusammen …denn es werden Tausende kommen und versuchen Euch auseinander zu bringen…doch Erfolg hat man nur wenn man als Einheit zusammen bleibt…und dann wird es die Zeit mit sich bringen….
Und dann möchte ich Euch auch noch sagen das es nicht einfach ist im Leben der Sohn von Ritchie zu sein…denn Ihr könnt ihm aus dem Weg gehen wenn er Euch nervt…ich nicht…Ansonsten würde ich mich freuen wenn Ihr bei mir mal auf der vorbeischaut und mich vielleicht in Zukunft auch an meinem Musikalischen Weg begleitet. …
Sowohl für das Projekt der Musikerei als auch für die Xcentury Produktionen würde ich mich sehr freuen…Übrigens suche ich noch jemand der sich mit Cubase u.s.w auskennt …Zeit hat…und Lust hat mitzumachen…schreibt mir unter !
Danke das Euer Interesse bis hierher durchgehalten hat ;-)

Jürgen Richard Blackmore

DPF: Vielen Dank das Du Dir die Zeit genommen hast uns dieses sehr interessante und aufschlussreiche Interview zu geben! Wir wünschen Dir noch viel Erfolg im privaten und beruflichen Bereich und hoffen noch viele Alben von Dir zu hören!

Irene, Frank und Snakebite…

© By Snakebite’s Deepest - Purple Forum - 2004