WHITESNAKE / BONFIRE – Stuttgart, Congresszentrum B
Die Schlange hat wieder Biss!
Gratulation! Bereits 25 Jahre schlängelt sich die Weiße Schlange
durch die Szene.
Grund genug für eine Greatest-Hits-Jubiläumstour, die wie zu erwarten
in vollen Hallen stattfand.
Bonfire übernahmen die Rolle des Einheizers……..
……der Abend sollte im Zeichen von Whitesnake stehen.
Dementsprechend lag Spannung in der verqualmten Hallenluft, ob das neue Line-up überzeugen
würde und wie sich der Altmeister und seine Angestellten präsentieren
würden.
Mit „Bad Boys“ wurde zum Einstieg eine Nummer gewählt, durch
die gleich klar wurde, wo die Zeitreise hinging: In die Mitte der achtziger
Jahre, die Schaffensphase, in der man insbesondere in den Staaten mächtig
erfolgreich war. So bestand die Setlist (auch wenn sie sich stark vom aktuellen
Best-of-Album unterschied) aus den Songs, die man im Vorfeld erwarten konnte.
Im Mittelpunkt der Show stand wie immer der Mann, der Whitesnake verkörpert:
David Coverdale. Auch wenn er etwas in die Jahre gekommen ist (auf die Entfernung
wirkte er wie eine männliche Cher-Version, der seine Tantiemen wohl größtenteils
in die Körperinstandsetzung – Haare, Zähne und Haut - investiert
hat) und ziemlich hüftsteif wirkte.
Seiner Show tat das aber keinen Abbruch. Der Brite ist und bleibt ein genialer
Entertainer und charismatischer Frontmann. Die zweite optische Ausnahmeerscheinung
saß hinter den Drums: Tommy Aldridges spektakuläre und mächtige
Frisur (Stuttgart, 22:00 Uhr: die Frisur sitzt…)
War ein Blickfang. Glücklicherweise reduzierte sich die Leistung des Urgesteins
nicht auf seine Haarpracht, sondern er sorgte gemeinsam mit Bassmonster Mark
Mendoza für eine druckvolle Rhytmusarbeit, von der der Sound an diesem
Abend lebte.
Ungewöhnlich waren spontane Gesangseinlagen, bei denen Coverdale scheinbar
auf Zuruf des Publikums hin auf der Setlist nicht vorgesehene Klassiker wie „Breakdown“, „Don’t
Break My Heart Again“, „Love Hunter“ oder „Soldier
Of Fortune“ (Deep Purple!) quasi a cappella mit dessen Unterstützung,
kurz intonierte.
Apropos Publikum: Die Leute gingen mächtig ab, waren Textsicher (insbesondere
bei den Höhepunkten „Here I Go Again“ und „Ain’t
No Love In The Heart Of The City“), hatten ihren Spaß und bewiesen
was Loyalität in diesen schnelllebigen Zeiten bedeutet.
Zwei Wermutstropfen sollten bei diesem gelungenen Nostalgieabend aber nicht
unerwähnt bleiben: Zum einen war da der grottenschlechte Sound, unter
dem vor allem die beiden Gitarristen Reb Beach und Doug Aldrich massiv zu leiden
hatten.
Zum anderen schmeißt man auf einer Geburtstagsparty seine Gäste
nicht nach 100 Minuten raus!
Alle Befürchtungen, die Weiße Schlange hätte im Jahre 2003
keinen Biss mehr und das amerikanische Line-up (sicherlich das namentlich bisher
schwächste) würde gegen seine Vorgänger nicht ankommen, waren überflüssig!
Um mit ABBA zu sprechen: „Thank you for the music!“
Wolfram Küper
Quelle: Rock Hard 08/2003
