Hallo "Candice",

zunächst einmal herzlich willkommen in unserem Kreis - ich wünsche Dir hier viel Freude und gute Kontakte.



Ich weiß dass bei BCC 2 die Meinungen stark auseinandergehen.
Daher gebe ich gern meinen Senf dazu. Wobei ich die beiden BCC Scheiben ein wenig miteinader vergleichen möchte.

BCC wurde als "Supergroup" angekündigt. Und das kann man auch ohne weiteres behaupten. Jeder der Musiker - ist für sich gesehen ein Könner auf seinem Gebiet.
Glenn Hughes ist nicht nur als Sänger, sondern auch als Bassist wirklich spitze. Gesanglich gehört er sicherlich zu den vielseitigsten, aber auch eigenwilligsten Talenten. Dass er nach wie vor eine tolle Röhre hat, wird niemand abstreiten wollen, ob man sie mag ist eine andere Sache. Ich mag sie sehr, auch wenn er einmal funkigere Sachen macht.
Die Stimme von Joe Bonamassa ist vielleicht noch eigenwilliger, aber gerade für Bluesmusik sehr gut. Als moderner Bluesgitarrist ist er einer der Besten. Aber offensichtlich kann er auch sehr gut rocken. Jason Bonham triit in die großen Fußstapfen seines so früh verstorbenen Vaters, braucht sich aber nicht zu verstecken. Gerade als Rockschlagzeuger spielt er technsich auf hohen Niveau. Und Derek Sherinian ist einer der wenigen Keyboarder, die sich im Rockbereich einen Namen gemacht hat, auch wenn er natürlich nicht an einem Jon Lord oder Ken Hensley 'rankommt.

Dann kam das lang erwartete erste Album. Kaum eingelegt wird man gleich vom Bassintro zu "Black Country" erschlagen. Geballte Kraft pur und die nächsten beiden Songs sind ähnlich kraftvoll und einmalig groovend. Das sind typische Glenn Hughes Rocksongs, wie man sie auch von früheren Alben kennt - aber auch der Rest des Albums kann sich sehen lassen. Es fehlt vielleicht die "Rockhymne", die man noch in 20 Jahren singen wird - aber damit kann ich gut leben. Als Nachteil empfinde ich, dass die Keyboards zu zhintergründig und auch die Gitarrensolos eher zurückhalten sind. Prima, dass wie in den Siebzigern auch einmal ein paar längere Songs vorhanden sind. Aber den längeren Songs fehlen vielleicht ein paar Tempowechsel und Breaks, wie sie in den 70ern typisch waren (z. B. Black Sabbath) und BCC haben sich die 70er Jahre auf die Fahne geschrieben. 10 Song finde ich wirklich gut, lediglich "Down Again" und ""No Time" finde ich etwas langweiliger. Sehr gut gefällt mir der Duettgesang, also wenn Glenn und Joe gemeinsam singen. Ein weiterer Hammer ist natürlich die Wiederauflage des "Trapeze-"Klassikers "Medusa". Obwohl ich diese Version nicht ganz so gut wie das Original mit Mel Galley finde, ist dieser Song einfach ein Hammer. Glenn singt ihn genau so gut wie 1972.

Bald wurde dann auch "BCC 2" angekündigt und (leider) waren meine Erwartungen sehr hoch - vermutlich zu hoch.

"BCC 2" ist aus meiner Sicht ein "gutes Rockalbum", aber kein "sehr gutes".
Dazu muss ich vorausschicken, dass ich Led Zeppelin überhaupt nicht mag. Das hat vor allen zwei Gründe. Zum einen mag ich Plants Gesang überhaupt nicht, zum zweiten gefällt mir dieser typische, teils oriantalisch-angehauchte LZ-Rhytmus / -Arragement nicht. Ich weiß, dass dieses nicht bei allen LZ-Songs ist, aber doch bei vielen, wie z. B. bei Kashmir. LZ waren tolle Musiker, aber mich haben sie von je her genervt. Reine Geschmackssache - kein Qualitätsurteil.

War bei "BCC 1" nur einmal ein leichter LZ Anklang spürbar, so ist er auf "BCC 2" sehr viel zu finden. bei jedem zweiten Song. Allerdings nur beim Rhytmus und den Arrangements - nicht beim Gesang (Puh...)
Aber das hat mich sehr enttäuscht, gerade wo Glenn doch eine Deep Purple und Black Sabbath Vergangenheit, aber keine LZ-Vergangenheit hat.
Aber das Album fängt wieder mit einem Hammer an: "The Outsider" ist zwar als Opener nicht ganz so herausragend wie "Black Country", aber trotzdem ein überdurschnittlich guter Rocker. Auch der letzte Song "Cold" ist richtig gut. Aber dazwischen finde ich die Songs eher durchschnittlich. Lediglich "The Ordinary Son" ist noch so ein Top-Kandidat. Singen tut Glenn wieder einmalig gut und auch besinders Bonham gefällt mir auf dem Album gut. Aber die Keyboards finde ich immer noch viel zu zurückhaltend, besonders außerhalb der Solis. Ein paar Klavir- oder Clavinetchorde im Hintergrund oder ein röhrende Hammond in den Gesangsteilen würden den Songs beider Alben gut tun. Sherinian wird hier verheizt. Auf dem Video zu "Man In the Middle" ist er nicht einmal zu sehen.
Wenn man sich das aktuelle "Demon's Eye" Album anhört, oder die "Rapture of the Deep", hört man wie man Keyboards trotz herausragender Gitarre druckvoll und bewusst einsetzen kann.

Den langen Songs fehlen wieder ein paar Breaks und Tempowechsel, außerdem sind die Duette auf dem ersten Album viel besser geglückt. Auch die Gitarre ist etwas durchschnittlicher. Die Produktion finde ich eher enttäuschend.
Glenns Songwriting finde ich auf den meisten seiner Soloscheiben vielseitger und interessanter.

Trotzdem ist "BCC 2", ein gutes, empfehlenswertes Rockalbum, aber aus meiner Sicht kein Meilenstein. Bitte aufgrund meiner LZ-Aversion meine Kritik etwas entspannter sehen.

Nach Schulnoten würde ich "BCC 1" ein 2+ geben, "BCC 2" eine 3+.
Würde man die schwächeren Songs von "BCC 1" durch die 3 sehr guten Songs von "BCC 2" ersetzen, hätte man ein ausgezeichnetes Rockalbum.

Wie dem auch sei, ich freue mich auf "BCC 3" und überlge, ob ich mir die Band im Hamburger Stadtpark ansehe. Abschrecken tut mich, dass es ein Mittwoch ist und die Preise mit 55 Euro / Stehplatz sehr gesalzen sind.

Dieses ist mein subjektiver Eindruck.

Kalle

Was man mit Videos machen kann - wenn man's denn kann. Toll !

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