Die Sänger von Deep Purple

      Die Sänger von Deep Purple

      Auf dem Foto-Thread hat sich eine muntere Diskussion über die diversen Sänger der Band entwickelt. Die können wir hier gern fortführen. :2up:

      Wer oder was gefällt Euch, was missfällt Euch, welche Erfahrungen habt Ihr bei persönlichen Begegnungen gemacht? Vor allem auch in der Zeit, als es die gut geölte Maschine Deep Purple mal nicht gab?

      Letztes Jahr habe ich bei Glenns Konzert in Hamburg ein sehr nettes Paar kennengelernt, etwas jünger als ich, die mit MKIII groß geworden sind. Natürlich kannten sie auch viele Sachen von MKII. Von Gillans Stimme waren sie nicht besonders beeindruckt, auch fanden sie ihn ziemlich unnahbar.
      So hat eben jeder seine Vorlieben.
      keep the freak flag flying!
      Nun ja,...da gibt es eigentlich nicht viel zu sagen.

      Rod Evans hat von der Stimme her eigentlich gut zu dem Mk I Repertoire gepasst. Mk I höre ich heute noch regelmäßig und mit Freude. Aber bei den dann folgenden Mk II Stücken wäre er wohl sicher sehr schnell an seine Grenzen gestoßen.

      Ian Gillan ist halt bis heute für mich DIE Stimme von DP. Mit ihm begann der rasante Aufstieg dieser Band. Das Potenzial für die Mk I Sachen hätte er ohne jeden Zweifel auch gehabt. Ich glaube allerdings auch, das er sich mit einigen Mk III und IV Songs etwas schwer getan hätte, da diese direkt auf Coverdale und Hughes zugeschnitten waren. (Außerdem singt er ja eh nichts, was er nicht selbst geschrieben hat.)

      Und, da wären wir auch schon bei David Coverdale und Glenn Hughes. Beide finde ich auf den Studio Alben sehr gut, da habe ich damals überhaupt keine Schwierigkeiten mit gehabt. Live allerdings, da sieht die Sache schon etwas anders aus. Coverdale ist live durchaus gut anzuhören solange Mk III und IV Material gespielt wurde. Und zu Hughes sage ich hier nicht viel, ich habe schon des öfteren gesagt das ich ihn auf der Bühne eher für einen Kreischer und Jauler halte. Eines haben beide meiner Meinung nach gemeinsam: Mk II Songs funktioniert bei beiden nicht besonders gut. Selbst erlebt am 27.03.1975 in Ludwigshafen. (Die Fotos, die mein Bruder damals gemacht hat, hat Dirk hier vor geraumer Zeit mal gepostet.)

      Jetzt sind wir schon bei Mk V angekommen. Ich bin nach wie vor der Meinung, das es ein großer Fehler war Joe Lynn Turner als Sänger zu holen. Eventuell gut als AOR oder Rainbow Sänger, aber für mich bei DP der falsche Mann. Das Album S&M gehört der Vollständigkeit halber trotzdem in jede DP Sammlung.

      Und angekommen in der heutigen Zeit mit den Mk's VI, VII und VIII sind wir wieder bei Herrn Gillan. Nicht mehr die Stimme wie früher (mit 70 auch nicht verwunderlich). Aber durch die Songauswahl und das gelegentliche "herunter stimmen" einzelner Titel immer noch eine Bank am DP Mikrofon.

      So, nun bin ich fertig mit meinen Ansichten.
      Ich habe hier jetzt bewusst einmal die diversen Solo Geschichten weggelassen. Da kommt man in diesem Thread bestimmt noch hin.

      Purple Greetings,
      Lutz :sound:
      Rod Evans hatte halt das Glück, vor Ian Gillan bei Deep Purple zu singen. Und, nun ja, zur Vanilla Fudge-Musik, die die Band damals häufig zelebrierte, passte seine Stimme auch ganz gut. Nach Ian Gillan wäre er nicht mehr denkbar gewesen.
      David Coverdale hatte halt das Pech, Ians Nachfolger zu sein. Das wäre noch durch den Zoll gegangen, wenn er denn eine individuelle Coverdale-Stimme entwickelt hätte. Aber in seiner Deep Purple-Zeit schien er mir eher den Ehrgeiz gehabt zu haben, wie Robert Plant singen zu wollen. Auch an plants Stimme habe ich so meine Kritik, aber das Original gefällt mir immer noch besser als das Plagiat.
      Glen Hughes hat so seine Meriten. Besonders seine Falsett-Passagen (die ja auch Stärken von Ian Gillan und Annie Haslam sind) gefallen mir zuweilen sehr gut. Aber eines hätte er nie tun dürfen: "Peace of my Heart" singen. Hier muss er sich mit der Ikone Janis Joplin messen lassen und da sieht er, fast schon naturgemäß, uralt aus.
      Über JLT habe ich gerade erst etwas geschrieben. Dem ist nichts mehr hinzuzufügen.
      Bleibt Ian Gillan: Der Name, mit dem ich in diesem Forum auftrete, deutet es schon an: Ian ist für mich einer der Größten, ausdrücklich übrigens bis in die Gegenwart hinein. Nicht Wenige beklagen, dass er die Kopfstimmenpasage in "Child in Time" nicht mehr singen kann. Sie übersehen dabei ein wesentliches Merkmal des Sängers an sich: Er verfügt über ein höchst eigentümliches Instrument. Der Gitarrist, der Keyboarder, der Bassist, der Drummer ... hat die Möglichkeit, sein Instrument auszuwechseln, wenn es verschlissen oder kaputt ist. Ein Sänger hat diese Möglichkeit nicht. Sein 'Instrument' ist Teil seines Körpers und ist mithin denselben Metamorphosen unterworfen wie alle anderen Körperteile auch, wenn der Mensch, der sie trägt, älter wird. Und der Sänger hat nicht die Möglichkeit, sein 'Instrument', d. h. die Organe, die für die Stimme verantwortlich sind, einfach auszutauschen. Er muss also stets reflektieren, dass sich die Stimme ändert und muss seinen Gesangsstil daran anpassen. Und es gibt kaum einen anderen Sänger, der das mit solcher Individualität tut, wie eben Ian Gillan. Bis heute ist er eine unverwechselbare Sängerpersönlichkeit, auch wenn die notwendigen Anpassungen an nicht wegzuwischende physische Gesetzmäßigkeiten zu anderen Songs erzwingt. Großartig finde ich dabei, dass Ian, mit Hegel gesagt, zuweilen eine Rückkehr in den Grund vollzieht. Wiederholt hat er geäußert, dass er schon als Kind Blues geliebt hat und gerade nach der Jahrtausendwende hat er besonders schöne Beispiele gegeben, den Blues unendlich schön und gefühlvoll zu singen - nein, zu zelebrieren! Ist es nicht wunderbar, dass dieser Künstler seit gut einem halben Jahrhundert Sänger ist und seit gut einem halben Jahrhundert durch diese Tätigkeit eine absolut unverwechselbare Persönlichkeit? Es ist!!
      Rock on! nainallig
      Wenn man sich die alten Platten anhört, kommt man eigentlich zu dem Schluß, das jede Sängerbesetzung so wie sie in den Jahren bestand, ihre absolute Berechtigung hatte, Ausnahme, na ihr wißt schon. Und jetzt nehme ich mir rotzfrech heraus, daß der eine Sänger der jeweiligen Besetzung die Stücke des anderen NICHT singen konnte. Nur ein einziges Beispiel: Smoke. Es hat bisher nur Ian verstanden, dieser Nummer das einzuhauchen, was dieses Stück ausmacht. Egal ob 1972 oder heute und in all den Jahren. Hört man sich das gleiche Stück auf der California Jam Aufnahme an, ist es mir nicht möglich außer smoke on the water auch nur ein Wort zu verstehen, weil DC es einfach nicht singen kann. Es hört sich an, Sorry, als würde er in einen Bierhumpen singen. So könnte man an all den wunderbaren Stücken Vergleiche ziehen und darum nochmals zu meiner Eingangsmeinung. Jeder für seine Zeit als DP-Sänger unschlagbar. Keep on rockin
      ,,,d(^L^)b,,,

      Gillan war der beste...aus, fertig.

      Rod Evans war ok, war halt mehr ein Balladensänger...kann man deswegen schlecht vergleichen mit den anderen. Coverdale sang bei Whitesnake wesentlich besser als bei Purple (wennauch ich kein besonders großer Whitesnake Fan bin), bei Purple klang er immer so als hätte er den Mund voller Popcorn. Und zum leidigen Thema Hughes, auf Platte ganz nett, live geht er mir mit seinem Gequikse ähnlich auf die Nerven wie der heutige Ozzy Osbourne.

      Zu Turner kann ich wenig sagen, bei Rainbow mochte ich ihn sehr...Slaves and Masters habe ich aus Protest bis heute nicht gehört, weil mir die Art und Weise nicht gefiel, wie Ian damals aus der Band gekickt wurde. Turner war bei den Rainbow Pop Sachen wirklich großartig, aber bei den Gillan/Dio Material was Rainbow seinerzeit gespielt hatten, genauso fehl am Mikro wie Coverdale/Hughes, wenn sie sich an Smoke On The Water oder Highway Star versucht hatten.

      Ist aber letztendlich alles eine Frage des Geschmacks.
      BLESS SUNDAY WITH BLACK SABBATH!
      Echt klasse Formulierung ! Zu Turner kann ich nur soviel sagen. Ich fand das Konzert mit ihm gar nicht mal so schlecht.
      Die Jahre davor war die Setlist immer relativ ähnlich - ja das war auch schon früher so - mit Turner wurde dann mit Burn erstmalig ein Mark III Song gespielt.
      Seine Stimme war für diesen Song nichtmal so schlecht.
      Der Sound klang irgendwie anderst aber durchaus interessant.

      LuRei55 schrieb:


      Ich habe hier jetzt bewusst einmal die diversen Solo Geschichten weggelassen. Da kommt man in diesem Thread bestimmt noch hin.



      Dann greifen wir das Thema mal auf....beschränke mich hierbei auf die Zeit, in der es Deep Purple nicht gab. Von den sogenannten Split Up Groups gefielen mir Rainbow und Gillan immer am besten. Rainbow hatten den besten Gitarristen und Gillan den besten Sänger und dies ist das, worauf sich imo das Grundgerüst immer stützt. Sänger und Gitarrist...kein Mensch hört Band XY nur weil der Keyboarder oder der Bassist besonders gut ist.
      Whitesnake hatten mit Lord zwar den besten Orgelspieler, aber ich war noch nie ein besonders großer Fan von Coverdale und seinen Songs, wobei ich Whitesnake durchaus zugestehe, ein wichtiges Kapitel Rockgeschichte geschrieben zu haben!
      BLESS SUNDAY WITH BLACK SABBATH!
      Sänger und Gitarrist als DAS Grundgerüst einer wahrhaft guten Rockband: Das ist mir etwas zu kurz gegriffen. Traffic, Renaissance, Nice und andere zeigen, dass es auch noch andere Konstitutionsbedingungen für sehr starke Rockbands gibt. Natürlich ist es toll, wenn Gitarrist und Sänger herausragend sind (deshalb sind wir ja wohl auch DP-Fans). Aber man würde die stilistische Fächerung der Rockmusik unzulässig einschränken, wenn man es dabei beließe. Rockmusik ist doch gerade deshalb so spannend, weil sie sich aus einem so riesigen Strauß unterschiedlicher Musikwurzeln und Instrumentarien zusammensetzt. Ronnie James Dio beispielsweise hat bei Rainbow und beim völlig andersartigen "Butterflyball" von Roger Glover gleichermaßen herausragend gesungen.
      Was die Side-Projekte des gegenwärtigen und der ehemaligen DP-Sänger betrifft: Turner finde ich auch außerhalb von DP nicht gerade prickelnd und für David Coverdales Whitesnake gilt das englische Sprichwort: That doesn't tear me from the chair. Ian Gillan hat nicht nur bei Gillan (Ian Gillan Band) z. T. hervorragend gesungen, sondern auch als Gastsänger bei Jon Lords Hoochie Coochie Men. Nicht so gut gefällt er mir bei Black Sabbath. Glenn Hughes hat sich meines Erachtens seit seinem DP-Engagement (wo ich ihn nicht berauschend fand) eher gesteigert. Vor allem sein Falsett-Gesang ist zum Teil hervorragend.
      Rock on! nainallig
      Mit dieser Definition Sänger und Gitarrero bin ich auch nicht ganz konform.
      Für mich ist es grundsätzlich der Sänger, der mit seiner individuellen Stimme den Sound doch sehr stark bestimmt.
      Instrumentalisten lassen sich da leichter austauschen, wenn der Nachfolger geneigt ist, sich die Spielweise seines Vorgängers drauf zu pauken.
      Auch wenn das nicht zu 100% geht, wird ein anderer Sänger immer einen neuen Höreindruck hinterlassen.
      Dass natürlich auch die Instrumentalisten einen nicht erheblichen Teil zum Gesamtsound beitragen ist sicher richtig. Das kann man aber nicht auf den Gitarristen reduzieren. Das kommt denke ich, stark auf die Musikrichtung an. Das kann auch durchaus der Keyboarder sein.
      Gruss Hans-Jürgen