Good Times - Bad Times?

      Good Times - Bad Times?

      Die neueste Ausgabe von "Good Times" hat Deep Purple eine Titelgeschichte gewidmet - sehr angemessen für die Ausgabe, in der das 25-jährige Jubiläum dieses Blattes gefeiert wird. Aber was steht drin? Der Hauptteil besteht aus einer an den Alben orientierten DP-Geschichte bis 1993. Jens Uwe Berndt schreibt einige ganz interessante, wenn auch nicht wirklich bis zum Letzten durch den Realitätscheck abgesegnete Notizen über die Mark I-Ära. Das, was über die Mark II-Ära drinsteht enthält für einen Fan kaum Neuigkeiten, aber einige Stereotype (Vorsicht! Journalist) die man mal schnell aus irgendeiner Schublade entnimmt (um sich die Arbeit wirklicher Recherche zu ersparen), die aber deshalb noch lange nicht wahr sind. Offenbar hat sich in den Köpfen vieler Rockmusik-Journalisten unausrottbar festgesetzt, dass man Hard Rock und Heavy Metal als synonyme betrachten muss. So heißt es über "Deep Purple in Rock": "Und es wurde Hard Rock, denn der Begriff Heavy Metal hatte zu dem Zeitpunkt noch nicht die allgemeine Runde gemacht." Alles schön in einen Topf und dann munter verrühren, Hauptsache es kommt ein schmissiger Artikel dabei heraus. Schon für das Gründungsmitglied Paicey bedeutet diese Gleichstellung meines Erachtens eine Beleidigung. Diesem begnadeten Swing-Drummer (der, nebenbei bemerkt, eine Zierde für sämtliche Bigbands dieser Welt wäre) zu unterstellen, er sei auf dieselbe Stufe zu stellen wie die zuweilen recht stupiden Heavy Metal Drummern mit ihrem dumpfen Bumbum, ist schlicht eine Frechheit!
      ​An anderer Stelle geht der Autor Ritchie Blackmores offiziellen Statements auf den Leim und behauptet, der Gitarrist habe nichts mit den Blues-Traditionen der sonstigen Rockmusik gemein, sondern bezöge seine Inspirationen ausschließlich aus den Traditionen europäischer Musik. Besonders absurd ist diese Behauptung in Verbindung mit dem Song "Speed King", denn dieser Song öffnet mit deutlich zugelegten Härtegraden ja gerade die Kiste der Rock'n'Roll Musik der 50er Jahre und die wiederum hatte ihre Traditionen in - nun ratet mal - ja, richtig geraten, der Blues-Musik.
      Nein, ganz schlecht machen will ich diesen Artikel nun auch nicht. Es stecken auch einige nützliche und (darf bei DP niemals fehlen) witzige Informationen.
      ​Außerdem gibt es im Anschluss noch ein recht aufschlussreiches Interview mit Paicey, in dem er über "inFinite" und über die "Long Goodbye"-Tour spricht.
      ​Im Review-Teil gibt es auch schon eine Rezension zu "inFinite". Dazu kann ich mir noch kein Urteil erlauben, denn ich kenne (natürlich) noch längst nicht das gesamte Album. Aber nach allem, was ich schon gehört habe, bin ich mir sicher, dass mein Urteil zumindest teilweise anders ausfallen wird. Auch hier nervt ein Stereotyp, das auch dann um keinen Deut wahrer wird, wenn man es zum tausendsten Mal in die Welt blökt. "Auch ist Steve Morse ums Verrecken kein Heavy-Rock-Gitarrist." Mir geht die permanente Verunglimpfung dieses so verdienstvollen DP-Musikers ganz gehörig auf den Wecker - zumal sie aus einer ganz bestimmten Ecke wie eine buddhistische Gebetsmühle immer und immer wieder hergebetet wird. Ich für meinen Teil bin heilfroh, dass dieser Ausnahmemusiker nun schon beinahe ein Vierteljahrhundert die Musik von DP bereichert.
      So, war das zornig genug?? Dann: Rock on! nainallig
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      nainallig schrieb:

      Die neueste Ausgabe von "Good Times" hat Deep Purple eine Titelgeschichte gewidmet - sehr angemessen für die Ausgabe, in der das 25-jährige Jubiläum dieses Blattes gefeiert wird. Aber was steht drin? Der Hauptteil besteht aus einer an den Alben orientierten DP-Geschichte bis 1993. Jens Uwe Berndt schreibt einige ganz interessante, wenn auch nicht wirklich bis zum Letzten durch den Realitätscheck abgesegnete Notizen über die Mark I-Ära. Das, was über die Mark II-Ära drinsteht enthält für einen Fan kaum Neuigkeiten, aber einige Stereotype (Vorsicht! Journalist) die man mal schnell aus irgendeiner Schublade entnimmt (um sich die Arbeit wirklicher Recherche zu ersparen), die aber deshalb noch lange nicht wahr sind. Offenbar hat sich in den Köpfen vieler Rockmusik-Journalisten unausrottbar festgesetzt, dass man Hard Rock und Heavy Metal als synonyme betrachten muss. So heißt es über "Deep Purple in Rock": "Und es wurde Hard Rock, denn der Begriff Heavy Metal hatte zu dem Zeitpunkt noch nicht die allgemeine Runde gemacht." Alles schön in einen Topf und dann munter verrühren, Hauptsache es kommt ein schmissiger Artikel dabei heraus. Schon für das Gründungsmitglied Paicey bedeutet diese Gleichstellung meines Erachtens eine Beleidigung. Diesem begnadeten Swing-Drummer (der, nebenbei bemerkt, eine Zierde für sämtliche Bigbands dieser Welt wäre) zu unterstellen, er sei auf dieselbe Stufe zu stellen wie die zuweilen recht stupiden Heavy Metal Drummern mit ihrem dumpfen Bumbum, ist schlicht eine Frechheit!
      ​An anderer Stelle geht der Autor Ritchie Blackmores offiziellen Statements auf den Leim und behauptet, der Gitarrist habe nichts mit den Blues-Traditionen der sonstigen Rockmusik gemein, sondern bezöge seine Inspirationen ausschließlich aus den Traditionen europäischer Musik. Besonders absurd ist diese Behauptung in Verbindung mit dem Song "Speed King", denn dieser Song öffnet mit deutlich zugelegten Härtegraden ja gerade die Kiste der Rock'n'Roll Musik der 50er Jahre und die wiederum hatte ihre Traditionen in - nun ratet mal - ja, richtig geraten, der Blues-Musik.
      Nein, ganz schlecht machen will ich diesen Artikel nun auch nicht. Es stecken auch einige nützliche und (darf bei DP niemals fehlen) witzige Informationen.
      ​Außerdem gibt es im Anschluss noch ein recht aufschlussreiches Interview mit Paicey, in dem er über "inFinite" und über die "Long Goodbye"-Tour spricht.
      ​Im Review-Teil gibt es auch schon eine Rezension zu "inFinite". Dazu kann ich mir noch kein Urteil erlauben, denn ich kenne (natürlich) noch längst nicht das gesamte Album. Aber nach allem, was ich schon gehört habe, bin ich mir sicher, dass mein Urteil zumindest teilweise anders ausfallen wird. Auch hier nervt ein Stereotyp, das auch dann um keinen Deut wahrer wird, wenn man es zum tausendsten Mal in die Welt blökt. "Auch ist Steve Morse ums Verrecken kein Heavy-Rock-Gitarrist." Mir geht die permanente Verunglimpfung dieses so verdienstvollen DP-Musikers ganz gehörig auf den Wecker - zumal sie aus einer ganz bestimmten Ecke wie eine buddhistische Gebetsmühle immer und immer wieder hergebetet wird. Ich für meinen Teil bin heilfroh, dass dieser Ausnahmemusiker nun schon beinahe ein Vierteljahrhundert die Musik von DP bereichert.
      So, war das zornig genug?? Dann: Rock on! nainallig


      Wenn Steve kein Heavy Rock Gitarrist ist, was ist er dann?
      Warum ist es eine Beleidigung für Paicy, wenn man ihn auf eine Stufe mit Heavy Metal stellt? Es gibt soviele Heavy Metal Musiker, die wirklich was auf den Kasten haben und ich meine jetzt nicht diesen Rotz aus der Black-/Death- oder Trash Metal Ecke!
      BLESS SUNDAY WITH BLACK SABBATH!

      missusuniverse schrieb:

      Danke für den ausführlichen Bericht. Ich glaube, auf dieses Heft werde ich verzichten, es hat in den letzten Jahren sowieso arg nachgelassen.


      Vielleicht ist das eine Alternative für Dich, sollte morgen beim guten Zeitschriftenhandel im Regal liegen. :pooo:
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      Dirk


      Jetzt auch noch die "eclipse".

      Ich habe doch schon die englisch "Classic Rock", die deutsche "Classic Rock", die "Rock Hard" und die "good times" geholt. Die "Rocks" habe ich sowieso abonniert.
      Jetzt fehlt nur noch, dass in der BRAVO auch ein Bericht kommt (Dr. Sommer: Werd ich vom Deep Purple hören schwul?" ...oder "werd ich beim Hören der "ifninite" schwanger?")

      Kalle



      Sweet CHILD IN TIME....
      see the blind man shooting at the world...
      Nee, vom Deep Purple Hören und Sehen wird man nur hochgradig süchtig und lebenslang dauerabhängig. Und wie sagte ein Berliner Politheini: "Und das ist gut so." Geb ich ihm Ausnahmsweise recht. :dw: Der ist gut, der SMILI. Keep on rockin. Ich sehe grad 666 Beiträge meinereiner. Wenn das mal kein Omen ist. Wie hieß das:
      In the night the fires burning bright, the ritual has begun,Satan´s work is done,666 the number of the beast sacrifice is going on tonight. Buh gruselig.
      ,,,d(^L^)b,,,

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von „heavy metal gmbh“ ()

      Kalle schrieb:

      dass in der BRAVO auch ein Bericht kommt

      ​Kalle, du wirst es nicht glauben, aber ich hatte die einmalige Gelegenheit, in der BRAVO-Redaktion zu hospitieren. Dort fiel mir (natürlich rein zufällig) ein Artikelentwurf in die Hände, der natürlich erst nach dem 7. April veröffentlicht werden soll. Hier einige Auszüge:

      InFinite macht Hörer forever Young
      ​Liebe Berufs- und sonstige Teenies: Wir haben das Geheimnis der ewigen Jugend endlich entschlüsseln können. ... Dr. Sommer ließ zwei Versuchspersonen (eine weiblich, eine männlich), beide im Hypergruftyalter von 55 Jahren das neue Deep Purple-Album "inFinite" hören. Das Ergebnis riss selbst unseren Hauspsychologen, der doch glaubte, mit allen Wassern gewaschen zu sein und den anscheinend nichts mehr erschüttern kann, regelrecht vom Hocker. Denn die beiden Versuchspersonen verwandelten sich augenblicklich wieder in 12 - 13-jährige Teenies. So fragte die männliche Versuchsperson (nennen wir ihn Bob) Dr. Sommer, ob man beim Onanieren sein Rückenmark verliert. Hi Fans, die Frage hätte auch von euch kommen können. Jenny, die andere Versuchsperson, wollte wissen, ob man vom Petting schwanger werden könne. Verblüffend, nicht wahr? Denn 55-jährige Grufties stellen solche Fragen nicht. Vielmehr fragen sie, wenn sie das Wort "Sex" hören, ob sie es als Zahl oder als Wort aufschreiben sollen. ...
      ​Also: Holt euch die Scheibe, wenn ihr keinen Bock darauf habt, irgendwann mal Steinzeithöhlies wie eure Mum und euer Dad zu werden.

      ​Lieber Kalle, ich habe nur Auszüge wiedergegeben. Der Artikel, das garantiere ich dir, verspricht knisternde Spannung bis unter die Haarspitzen. :thumbup: :ts: Rock on! nainallig

      purple-dirk schrieb:


      Vielleicht ist das eine Alternative für Dich, sollte morgen beim guten Zeitschriftenhandel im Regal liegen. :pooo:


      :thumbs: Das ist eine super Alternative! (mail checken, Dirk, Tickets im Anmarsch)

      joni02 schrieb:

      Ok, dann muss ich heute direkt auswählen :D


      Ich habe mich für das eclipsed entschieden. Artikel ausführlicher und schon das Editorial ist witzig geschrieben. Im Classic Rock ist eben nur ein Interview und davon habe ich in letzter Zeit soooo viele gelesen, es wiederholt sich.
      keep the freak flag flying!
      Diesmal hat "eclipsed" gegenüber "Good Times" eindeutig die Nase vorn. Das liegt natürlich vor allem daran, dass dort die Künstler selbst viel mehr zu Wort kommen. Aber auch die Journalisten vermeiden es auf angenehme Weise, andauernd in irgendwelche Schubladen zu greifen. Natürlich ist auch das nicht auf dem Berge Sinai geschrieben worden, aber das verlange ich ja auch gar nicht. Die "eclipsed"-Leute sollten nur endlich von ihrer Obsession abrücken ständiges "Bananas"-Bashing zu betreiben, denn durch ständige Wiederholung wird es nicht wahrer.
      ​Beim Review des Albums gilt dasselbe wie bei "Good Times": Um es würdig zu beurteilen, muss ich es erst selber kennen. Rock on! nainallig