Deep Purple - Tour 1994 (Halle)

      Deep Purple - Tour 1994 (Halle)

      Dreimal habe ich Deep Purple in meiner Heimatstadt live erlebt; 1994, 1996 und 1998.
      Das 94er Spektakel unter dem Motto "The Battle Rages On" war ein Topereignis. Deep Purple zum ersten Mal in Saale City!
      Die Halle war knackevoll, Innenraum als auch Ränge waren total übervölkert.
      Da ich mit einer Wolke Arbeitskollegen, die nicht gerade "Frühaufsteher" in Sachen Konzertbesuch waren, aufkreuzte, war es nix mit erster Reihe. Aber ich Erdnuckel wurschtelte mich durch. Weil meine Kollegen sich auch mit nach vorn quetschen wollten, reckte ich den Finger in die Höhe, damit sie mich nicht aus ihren höherliegenden Augen verloren und ich tauchte in die Innenraummassen ein.
      Meine Tauchaktionen fanden erst unweit der Bühne hinter einem hünenhaften Kerl ein Ende, an dem kein Vorbeikommen mehr war. Irgendwie hatte er aber mitgekriegt, dass ich an ihm vorbeiwollte.
      "Was'n los hier, was willste denn? Nee, nix da!" – so ähnlich donnerte es irgendwie aus luftigen Höhen nach vorn. Doch der Typ bemerkte meine Hartnäckigkeit, drehte sich um und leuchtete die Massen hinter sich auf oberer Ebene ab.
      "Hey hier, hier unten, Mann!" quakte ich in etwa bittend hinauf. Der Riese schickte sich an, nach unten zu blicken und mich Hosenscheißerle zu entdecken …
      Wie ein großer Bruder schnappte mich dieser lange Kerl sogleich und schob mich vor sich – ich hatte jetzt freie Sicht auf das Podium.
      … was auf diesem Podium bald darauf abging, war echt großartig …
      Uriah Heep, die erst einige Monate zuvor zusammen mit Molly Hatchet, Blue Oyster Cult, Wishbone Ash und Girlschool die Enttäuschung über sich ergehen lassen mussten, in der selben Halle vor einer beschämenden Handvoll Besucher – es mögen vielleicht gefühlte 150 bis 200 Leute gewesen sein – aufzutreten, gaben als Vorband für Deep Purple so richtig Gas.
      Das Publikum war schon vom Vorprogramm überaus angetan und Uriah Heep wurden für den einstigen Tiefschlag entlohnt.
      Nachdem die Mannen von Heep auch einen gebührenden Zugabenteil in die Runde werfen mussten, betraten dann Deep Purple die Bühne, um all die Klassiker als auch neueren Kreationen ihres Schaffens lautstark zu zelebrieren.
      Ich würde mich selbst Lügen strafen zu behaupten, dass ich mich an alle Songs erinnern könne, die dargeboten wurden. Doch es gab aus all den großen Alben dieser einstigen Ausnahmeband mehr als Befriedigendes: "Highway Star", "Fireball" und weitere Klassiker waren für mich großartige Erlebnisse, die mich zum Ausflippen brachten.
      Deep Purple ließen es on stage mächtig rund gehen und traten gewaltig auf das musikalische Gaspedal.
      Im gewissen Sinne erwuchs eine mental-nostalgische Wechselwirkung zwischen Ensemble und Publikum, welche u.a. darin gipfelte, dass sich Ian Gillan, der den Zenit seiner stimmlichen Hochleistungen überschritten hatte, sichtlich von den Sympathiebekundungen der zahlreich Anwesenden beeindruckt im Namen von Deep Purple und auch Uriah Heep mehrmals bedankte.
      Gillan stand sichtlich aufgewühlt da, klopfte sich immer wieder aufs Herz, drückte einige Tränen beiseite, drehte sich verschämt um und hustete ab, um …
      … ja, um dann in John Lords Orgelklänge von "Child In Time" aus dem Jahr 1970 einzufallen.
      "Sweet child in time you'll see the line. The line that's drawn between good and the bad …"
      Ich werde das niemals vergessen. Es war eins der emotionalsten Rockkonzerte, die ich je erlebt habe.
      Da leiert es fast beinah keine Rolle, dass es Richie Blackmore aufgrund dämlicher Streitigkeiten nicht bis nach Halle geschafft hatte und durch Saitenvergewaltiger Joe Satriani ersetzt wurde und ich mir einen gewaltigen Tinnitus zuzog, der selbst heute noch manchmal auf sich aufmerksam macht.
      Als Deep Purple sich anschickten ihren Gig zu beenden, plärrte das Publikum unbändig nach mehr. Überwältigt von der Resonanz versammelten sich die Musiker um Drummer Ian Paice und steckten die Köpfe zusammen, um noch etwas aus der Kiste zu zaubern. “Hush” hieß das Zauberwort, welches die Konzertbesucher in Verzückung sowie selige Oldie-Zeiten versetzte und zu ungestümen Beifallsbekundungen animierte. Wenn ich mich recht erinnere, wurde auch “Paint It Black” von den Rolling Stones intoniert.
      Natürlich, “Smoke On The Water” war DER Kehraus, den Deep Purple an jenem denkwürdigen Abend zelebrierten und der diesen zu einem für mich unvergesslichen Erlebnis in Halle an der Saale machte.


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