Demon's Eye in Buchholz - die Zweite

      Demon's Eye in Buchholz - die Zweite

      Am vergangenen Abend (17.11.) gab es mal wieder ein Treffen mit Demon's Eye, wie schon einmal, in Buchholz/Nordheide. Es wird wahrscheinlich alle Leser hier zutiefst überraschen, dass es mal wieder ein großartiger Abend wurde. Das Motto heißt, mehr noch als früher "Die goldenen 70er", womit natürlich die produktivste Zeit von Deep Purple gemeint ist. Dieser Abend wurde fast ausschließlich von DP- Songs bestimmt - Whitesnake und Rainbow waren anders als bei früheren Auftritten überhaupt nicht mit von der Partie, allenfalls ein eigener Song aus "Under the Neon". Das Motto wurde nur einmal durchbrochen, nämlich mit "Perfect Strangers", denn dieser Song stammt von 1984.
      Die Musiker brauchten einige Songs, um richtig warm zu werden (Highway Star, Woman from Tokyo, Bloodsucker), aber dann spätestens war entfesselte Rockmusikkunst bis zum Ende angesagt. Wahrscheinlich wird man mich steinigen, vierteilen und mich mit Pech einreiben und anzünden (nur die Reihenfolge steht noch nicht fest), wenn ich behaupte, dass Demon's Eye einige Songs besser spielen als das Original. Das liegt natürlich an den Musikern, die (nicht erst jetzt) absolute Spitzenklasse im Rock-Genre verkörpern. Bei einigen Höhepunkten dieses Abends, z. B. bei "Mistreated" oder "Burn" könnte bei jenen, die es vor mehr als 40 Jahren gespielt haben, schon der Gedanke aufkommen: "Ach, hätten wir es doch auch so gekonnt gespielt". Mark Zyk, nunmehr 10 Jahre in dieser Ausnahmeband, muss sich längst nicht mehr hinter seinem großen Vorbild verstecken. Gert-Jan Naus wird immer besser (falls das überhaupt noch möglich ist). Die Duelle Zyk-Naus gehörten zu den Höhepunkten dieses Abends und ließen die legendären Duelle Blackmore-Lord lichterloh wiedererstehen. Die Rhythmus-Abteilung (mittlerweile höchst bewährt Andree Schneider und Maik Keller) brillierten mit Tempo und Präzision, wobei ich ab und an den Eindruck gewann, dass Maik Kellers Präsenz gegenüber den letzten Malen noch gesteigert wurde. Er durfte ab und an in Gefilde wandern, die über die reine Rhythmus-Arbeit eindeutig hinausgingen. Bei Andree Schneider habe ich eh immer das Gefühl, er trommele, als ginge es um sein Leben. Und das Wunder: Bei aller Emotionalität (ohne die ein Spitzenschlagzeug nun mal nicht möglich ist) behält Andree immer die Übersicht und spielt jedes Tempo (oft mit viel Swing) äußerst präzise aus.
      Natürlich - wer will es mir verübeln? - war ich am meisten gespannt auf den 'neuen' Sänger Daniele Gelsomino, den ich zum ersten Mal live erleben durfte. Und was soll ich sagen: Er hat seine Prüfung bestanden, insbesondere bei den hohen (Kopfstimmen-) Tönen mit Glanz und Glorie. Bärenstark fand ich ihn bei den Songs "Child in Time", "Mistreated" und "Burn". Wenn es um die tieferen Töne geht, gibt es vielleicht im einen oder anderen Fall noch ein wenig Luft nach oben, aber überwiegend zeigte er sich auch in diesen Gefilden sehr stark. Eine leise Kritik möchte ich allenfalls bei "When a blind Man cries" anbringen, denn der Stimme Danieles fehlt ein wenig der für diesen Song unabdingbare Blues-Schmelz, den ich bei Ian Gillan so liebe. Wenn es denn eine Ballade sein soll (was ich sehr begrüße), dann wäre "Wasted Sunsets" für seine Stimme womöglich besser geeignet.
      Klassiker wie "Hush", "Black Night" und "Smoke on the Water" vervollständigten einen Abend der mental für uns Fans voller Geigen hing. Großartig! Rock on! nainallig
      Bilder
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      Dieser Beitrag wurde bereits 3 mal editiert, zuletzt von „nainallig“ ()

      Danke für Deinen Bericht und die Bilder.
      Das bestätigt meinen Eindruck aus Isernhagen.
      Daniele gefiel mir auch wieder assugezeichnet. Besonders auch bei "Bloodsucker" und "Gethemane" (Jesus christ Superstar).

      Freue mich schon auf nächstes Jahr, wo ein paar Konzerte mit zwei Sängern auf der Bühne Daniele UND Doogie White anstehen. Da geht noch was - Überraschungen sind vorprogrammiert.

      Achtung. Heute spielen sie in Bremen. Wer in der Nähe vwohnt: Nichts wie hin.

      Kalle



      Sweet CHILD IN TIME....
      see the blind man shooting at the world...
      Hatte Demon's Eye in Siegburg gesehen und normalerweise achte ich gar nicht so auf den jeweiligen Sänger.
      Aber was dieser Daniele Gelsomino da bringt, vor allem bei "Child in Time" gefällt mir nicht. Die Stimme ist irgendwie
      zu glatt gebügelt für die Gillan Songs, das Coverdale Gejaule kann er besser.

      Auf "Bloodsucker", "Gethemane", "Hard Loving Man" und "When Ablind Man Cries" im ersten Teil hätte ich verzichten können.

      Da wäre mir "Flight Of The Rat", "Place in Line", "Rat Bad Blue" und "Knocking At Your Backdoor" wesentlich lieber gewesen.

      Insgesamt hat mir die Songauswahl im zweiten Teil sehr viel besser gefallen. Hier vor allem "Mistreated", was Mark Zyk da
      abgezogen hat war schon allererste Sahne.
      Oh, das ist natürlich Geschmackssache.
      Ich habe Daniele jetzt zweimal gesehen und fand ihn sogar sehr gut. Die Höhen muss man erst einmal erreichen.
      Ich weiß nicht ganau, was Du mit "glatt gebügel" meinst, aber vermutlich ist er Dir seine Stimme zu sauber, zu "mainstream"?

      Aber OK, es würde auch nicht jeder behaupten, das Coverdale jault. Bei Hughes habe ich das schon mal gehört, aber Coverdale?

      Aber jedem das seine :skol:

      Übrigens war mein Sohn gestern in Bremen und hat mir nur kurz geschrieben, dass Sie 2:35 Stunden gespielt haben und wohl auch etwas zu Ehren von Malcolm Young zelebriert haben...



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      missusuniverse schrieb:


      Daniele Gelsomino kann nicht singen wie Ian Gillan, denn er ist nicht Ian Gillan.
      Der ist einmalig und das ist gut so.


      Absolut richtig.
      Man will ja auch keine Kopie.
      Ich erinnere ich an Jörn Lande bei "Company Of Snakes" / M3.
      Das war eine KOPIE von Coverdale. Selbst bei den neuen Songs. Wirklich tolle Alben, tolle Stimme, aber einen faden Beigeschmack.

      Kalle

      Heute gefunden:





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      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von „Kalle“ ()

      "Zu glatt gebügelt", eine Allerweltskritik gegen einen Künstler, dem man seine Individualität absprechen will - "Mainstream", "radiotauglich" häufig gebrauchte Ausdrücke für denselben Sachverhalt. Ich benutze solche Ausdrücke nicht so gern. Warum? Vielleicht, weil ich in den 80er/90er Jahren den Niedergang der TV-Talkshows nicht rechtzeitig bemerkt habe (erst danach habe ich sie dann konsequent boykottiert), aber all die vorher erlittenen Talkshow-Erlebnisse haben tiefe Schädigungen bei mir verursacht. Hatten die Talkshows unter Moderatoren wie Wolfgang Menge noch Ecken und Kanten und richtige knackige Kontroversen zu bieten, bei denen man noch was lernen konnte, sorgten in der Folgezeit moderierende Berufsweichspüler (allen voran: Giovanni di Lorenzo) dafür, dass Talkshows zu einem Einheitsbrei selbstverliebter Sternchen der Kulturszene verkamen. Alle klopften sich gegenseitig auf die Schulter und versicherten einander, nicht nur besonders mutig, sondern auch noch besonders individuell und unverwechselbar zu sein. Dabei saßen nur noch kreuzbrave Charaktermasken auf den Stühlen dieser Vergeudungen von Sendezeit - von Ecken und Kanten nicht die geringste Spur.
      Deshalb bin ich auch vorsichtig mit dem Urteil, ob es sich bei einem Sänger wie Daniele Gelsomino um ein wahrhaft unverwechselbares Unikat oder eben um einen Künstler handelt, den man allenfalls in einer langen Reihe ähnlich gelagerter Künstler sieht. Und ich neige schon dazu, dass Daniele einen guten Ansatz zur Unverwechselbarkeit gezeigt hat, dass dieser Ansatz aber noch ausbaufähig ist (sein Vorgänger Dario Velasco war diesbezüglich gewiss weiter). Entscheidend für die weitere Entwicklung wird sein, dass Daniele genau erkennt, wo die besonderen Stärken seiner Stimme liegen (und hier ist das Feld meines Erachtens sehr groß) und wo nicht. Schon in meinem Review habe ich angedeutet, dass vom Blues geprägte Balladen eher nicht zu seinen Stärken zählen, wenigstens, wenn ich mein eigenes Gehör befrage. Wenn also Balladen, dann sollten sie eher von anderen (oft europäischen) Musiktraditionen geprägt sein. Deep Purple selbst haben genügend solcher Balladen abgeliefert ("Soldier of Fortune", Wasted Sunsets", "Anya" etc.).
      Etwas anderes möchte ich hier auch noch einmal kurz (und mich selbst wiederholend) betonen: Daniele singt nun etwa ein Jahr in dieser Spitzenband. Man sollte ihm durchaus Zeit geben, sich im Messen mit diesen großartigen Musikern weiter zu entwickeln - ganz individuell! Rock on! nainallig
      Eine schöne Aufnahme aus der "Blues-Garage", die ich leider nicht kenne. Natürlich habe ich mich auf die Musik konzentriert, was aber schwer fiel, denn in einer ganz anderen Hinsicht traute ich meinen Augen nicht. Und es wurden allerschönste Erinnerungen wach - also Erinnerungen an kleine Skandale. Szenario: 1972, 13. Klasse in einem ansonsten sehr liberalen Verdener Gymnasium. Und da sorgten wir für einen mittleren Aufstand bei der Lehrerschaft - wegen eines Posters, das sehr sichtbar hinten an der Wand hing. Ja, es handelte sich genau um das Frank Zappa-Poster, das man in diesem Filmchen in der Blues-Garage sehen kann. Frrank Zappa, nackt auf dem Klo. Herrlich! Rock on! nainallig
      In der Blues Garage finden sich noch viele weitere sehr schöne Memorabilien.
      Ist einfach klasse gemacht. Daher bin ich statt in die nüchterene Bucholzer Halle in die liebevoll gestaltete Blues Garage gefahren, obwohl es für mich wesentlich weiter ist.

      Kalle



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      Heute (gestern) habe ich in meiner Tostedter Stammkneipe zwei gute Bekannte getroffen, die auch beim DE-Konzert in Buchholz waren, der eine etwa in meinem Alter, der andere 30 Jahre jünger. Beide höchst solide Deep Purple-Fans (was im Übrigen meine ohnehin nicht zu erschütternde Meinung stützt, dass DP-Musik generationsübergreifend begeistert). Beide waren unisono begeistert vom Demon's Eye-Konzert - und beide wollen wiederkommen, wenn die Band wieder in Buchholz spielt. Natürlich habe ich ihnen gleich erzählt, dass es vorkommen könne, dass die Band im einen oder anderen Jahr Buchholz mal auslassen könnte, dass dann aber das Bremer Meisenfrei eine unbedingt empfehlenswerte Adresse für ein DE-Konzert sei. Ihr könnt euch gewiss vorstellen: Wir hatten ein Gesprächsthema für 2 Stunden (oder, wem diese Zeiteinheit nicht geläufig ist, für 4 Biere). In jedem Fall fühlte ich mich in meinem Urteil zum Konzert bestätigt - was noch einmal einen gelungenen Kneipenabend nach sich zog. Rock on! nainallig
      Viele Grüße vom Wrongman / kluasklaus, der uns mit ein paar Videos aus Buchholz erfreuen möchte. :hb:

      Und ich habe da doch einen gewissen NAINALLIG entdeckt....

      Tolle Videos:

      "Space Truckin'" in Buchholz


      "Gethsemane" in Buchholz


      Und bei der Gelegenheit auch von dieser Stelle. Alles Gute zum Geburtstag, Andree. Mach weiter so.

      Kalle



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