Top Deep Purple Songs mit Steve Morse

      SETLIST ? Nein Danke :wink:

      Wenn ich an meine private Vinylsetlist denke, welche ich an einem Tag auflegen kann - wird euch schwindelig.
      Es kann mit Klassik beginnen ( Mozart ) - wenig später dann mal eine Jazz Scheibe ( Miles Davis ) - welche dann von Prog Rock ( Steven Wilson ) abgelöst wird - durchaus möglich dass ich dann am frühen Abend was Elektronisches Auflege ( Tangerine Dream ) und spät am Abend mal einen Liedermacher ( Heller - Degenhardt ).

      Ja und wo ist Deep Purple ? Das sind dann die gewissen Highlights, welche ich mir bewusst gönne - nicht täglich - aber dann eine Scheibe entdecke, die ich schon lange nicht mehr gehört habe und sie plötzlich ganz toll finde und in meinen Ohren anders klingt als vor 5 - 10 - oder 20 Jahren.

      ......und jetzt ziehe ich mir spontan "Kissing Dynamit" aus dem Regal - sie machen so schön Gute Laune Rock !
      Günther, ich meinte damit die unendlichen Diskussionen über das, was Deep Purple abendlich auf der Bühne von sich geben.

      "Warum spielen sie xxx nicht?" "Sie müssen unbedingt xxx bringen!" "Ich kann xxx nicht mehr hören!" "XXX spielt den Song xxx so viel besser als XXX!" "Viel zu viele Songs aus der Zeit mit XXX!" "Viel zu wenige Songs aus der Zeit mit XXX!" Etc., etc.
      Be what you are, I tell myself
      And myself tells me we can't be anybody else

      nainallig schrieb:

      "Sometimes I Feel Like Screaming" auf Platz 1: einverstanden! Beim Rest fällt mir nur ein: Jedem sein eigenes Ranking.

      Das sehe (bzw. höre) ich genau so.
      Und nebenbei: wie gut, dass seinerzeit Bob Ezrin noch nicht der Produzent war: Die Gefahr wäre groß gewesen, dass er das Gitarrensolo ausgeblendet hätte.
      So wie bei Birds Of Prey - immer noch unfassbar ...

      LIVE AT ROTTERDAM AHOY

      Ich wiederhole mich: Ich schätze das Deep Purple-Buch von Jürgen Roth und Michael Sailer sehr. Diese Vorbemerkung scheint mir notwendig, weil diese Liebe auch dunkle Flecken kennt. Wer also dieses Buch liebt, muss auch eine Passage auf Seite 500f (in meiner Ausgabe) würdig ertragen können. Worum geht es? Um "Live At The Rotterdam Ahoy". Da hat Jürgen Roth (der nach eigenen Angaben für diese Passage verantwortlich ist) einen ziemlichen Schmarrn geschrieben (wie wir in Norddeutschland sagen). Ein Überzeugungs-Bayer würde sich noch drastischer ausdrücken: "Do hätt he een groden Hupen giestigen Dünnschiet to Papeer brocht."

      Nachdem er (nicht ganz zu Unrecht) Versuche der Bands "Scorpions" und "Metallica", mit Symphonieorchestern zu brillieren, ins ewige Fegefeuer verdammt, entfährt dem Autor folgender Satz: "Doch wenn auf Seite zwei von Live At Rotterdam Ahoy ... nach gutem Brauch in die Saiten, Felle und Tasten gedroschen wird, kommt einem womöglich das kalte Grausen ... spätestens ... dann, wenn sich über 'Perfect Strangers' die Bläser- und Streichersätze legen, dass es eine Höllenqual unter umgekehrten Ekzeption-Vorzeichen und in purgatorischen (abführenden?) Metallica Ausmaßen ist. Oder: schlicht eine Schändung des eigenen Werks bei hoffentlich nicht vollem Bewusstsein." Des Weiteren mutiert Steve Morse in dieser Roth-Passage (die taz zitierend) "zur Jukebox".

      Als die niederländische Band "Ekzeption" Beethovens Fünfte verballhornte, war Jürgen Roth 2-3 Jahre alt, aber er verfügte offenbar schon über ein äußerst differenziertes Musikgehör. Ich selbst fand diesen Versuch zumindest recht amüsant, wenngleich auch ich nicht verhehlen möchte, dass "Focus", um einmal in den Niederlanden zu bleiben, klassische Themen um Längen besser, weil virtuoser, interpretierten.

      Zurück zum Thema, also zu Rotterdam Ahoy. Mir kommt in den Sinn, einmal Made In Japan und Rotterdam Ahoy nebeneinander zu legen und hintereinander zu hören. Und es fällt mir ein (hoffentlich wird mir jetzt nicht der Vorwurf übertriebener Metaphorik gemacht), in die geheimnisvolle Welt des Weins einzutauchen. (In diesem Zusammenhang sei folgende dringliche Warnung ausgesprochen: Lasst euch nicht mit professionellen Weinverkostern ein. Deren Sprache ist a) völlig unverständlich und b) absolut unübersetzbar.)

      Für Made In Japan setzen wir einen höchst gelungenen Riesling ein, vielleicht einen filigranen Bernkasteler Doctor oder (dem Frankfurter Jürgen Roth gewiss lieber) einen Erbacher Marcobrunnen aus dem Rheigau. Natürlich trocken. Auch sie brauchen 7-10 Jahre zur Trinkreife, aber dann sind sie frisch, sehr fruchtig und immer noch jugendlich. Das assoziiere ich eben auch mit Made In Japan. Junge Musiker, die, schon mit großem Können ausgestattet, einige Live-Acts hingelegt haben, die auch nach über 50 Jahren noch unvermindert frisch wirken.

      Für Live At The Rotterdasm Ahoy begeben wir uns einmal in die überaus geheimnisvolle Welt der Rotweine. Ich hätte ja gern einen "Château Margaux" genommen, aber der überstieg schon immer meine pekuniären Möglichkeiten. Also begnügen wir uns mit "Gruaud Larose" (immerhin in Thomas Manns "Der Zauberberg" zu Ehren gekommen). Eine Flasche des 1989er Jahrgangs habe ich 2019, also 30 Jahre alt, trinken können. Ein gereifter, kraftvoller und fruchtiger Wein, desssen Tannine (Gerbsäuren) gut eingebunden waren. Genauso erlebe ich die Musiker von Deep Purple, wenn ich mir das Rotterdam-Konzert anhöre. Bis auf Steve Morse hatten die Musiker die 50 schon mehr oder weniger deutlich überschritten. Sie befanden sich aber immer noch auf dem Zenit ihres musikalischen Könnens und das zeigten sie auch. Alles klang ein wenig 'reifer' als auf Made In Japan aber sie schienen so motiviert zu sein, als wäre es das erste Mal. Alle Musiker in Bestform vom ersten bis zum letzten Stück. Natürlich gefällt mir die grandiose Version vom leider so selten gespielten Song "Fools" am besten, aber auch alles andere höre ich mit großem Genuss. Und ich liebe Improvisationen, wenn sie gekonnt daherkommen. Immer mal wieder ist die Band mit (recht unterschiedlichen) Orchestern aufgetreten (z. B. auch 2011 in Montreux mit der "Neuen Symphonie Frankfurt") und immer fand ich es sehr gelungen, schon allein deshalb, weil der Klangkörper Rockband so vorzüglich funktioniert. Bei Bands wie "Scorpions" oder "Metallica" offenbaren sich genau dort deutliche Defizite, deshalb kann das Zusammenspiel mit einem vollständigen Symphonieorchester nicht gelingen. Aber DP und Symphonieorchester - eine bessere musikalische Synthesis kann ich mir gar nicht vorstellen. Rotterdam Ahoy gehört für mich zu den Höhepunkten der so ereignisreichen Geschichte von Deep Purple.

      Ich hoffe, meine Meinungsverschiedenheit zu Jürgen Roth, Rotterdam Ahoy betreffend, ausreichend dargelegt zu haben.
      Bilder
      • DP Rotterdam Ahoy 001.jpg

        249,84 kB, 949×944, 25 mal angesehen
      • DP Rotterdam Ahoy Setlist 001.jpg

        325,73 kB, 949×944, 31 mal angesehen

      Dieser Beitrag wurde bereits 3 mal editiert, zuletzt von „nainallig“ ()

      Ich mag das Buch der Herren Roth und Sailer sehr gerne, aber in diesem speziellen Punkt muss ich Hans-Jürgen voll und ganz zustimmen.
      Ich hätte vermutlich nur einen Bruchteil der Worte verwendet, die er so eloquent hier vorbringt, aber mein Inhalt wäre genau der Gleiche.

      'Rotterdam Ahoy' ist eine Momentaufnahme einer Band auf der Höhe ihres Könnens. Insbesondere 'Fools' ist Gänsehaut pur. Punkt.
      Be what you are, I tell myself
      And myself tells me we can't be anybody else
      Wie ich schon einmal schrieb finde ich das sachlich sehr gut recherchiert.
      Aber die Album-Kritiken, finde ich, um es vorsichtig asuzudrücken "merkwürdig". Beim Buch hatte ich das Gefühl, dass die Autoren Deep Purple Fans sind oder sie jedenfalls mögen. Die Kritiken deuten eher darauf hin, dass die Musik von Deep Purple (bis auf ein Album) großer Müll wäre.

      Unverständlich. Die besten Alben kommen am schlechtesten Weg.

      Damit hat sich das Buch insgesamt bei mir deklassiert. Sorry.

      Die Rotterdam ist klasse - meine einzige Kritik ist, dass das dort ebenfalls gespielte Concerto fehtlt.



      Sweet CHILD IN TIME....
      see the blind man shooting at the world...