Hallo Gemeinde
Ich habe gestern Abend mein erstes Blackmore's Night Konzert erlebt und es war wirklich ein Erlebnis; im wahrsten Sinne des Wortes!!! Dies vorab: Ich bin seit ich deren Musik zum ersten Mal wahrgenommen habe - wohl Ende der 70er - ein Deep Purple Fan. Meine kühnsten Träume und Wünsche gingen in Erfüllung, als sich Purple reunierten und wieder auf Tournee gingen; ich habe sie seither bei fast jeder Gelegnheit in der Schweiz gesehen. Mein "Verhältnis" zu Richie war immer zwiespältig; ich habe ihn sowohl Weltklasse als auch grottenschlecht erlebt. By the way: Steve (Morse) schätze ich sehr. So war ich auch vor dem gestrigen Konzert skeptisch gespannt. Nach den Geyers, die wirklich gut waren und auch ordentlich Stimmung gemacht hatten, gings um 20.40 Uhr endlich los: DIe Band, Blackmore und schliesslich Candice betraten die Bühne. Der "Meister" schien im ersten Song ziemlich authistisch sein Programm herunter zu spulen. Versuche des Bassisten und von Candice, an ihn heran zu kommen, schlugen fehl. Irgendwie schien er von Anfang an nicht zufrieden (womit auch immer). Nach dem ersten (oder zweiten) Song begann er, am Gitarrengurt herum zu fummeln, am Verstärker zu drehen, etc. Oh je, dachte ich. Ich glaube am Ende des dritten Songs (unmittelbar vor "under a violet moon" dann: Die Schlüsselszene. Richie entledigte sich seiner Klampfe und - wollte sie - so mein Eindruck - völlig verwirrt Candice, statt dem Roadie übergeben. Danach irrte er völlig hilflos auf der Bühne umher, irgendwie weder zeitlich noch örtlich orientiert. Für einen Momant schien die Welt still zu stehen. Candice versuchte, Blackmore wieder auf den Boden zu bringen. Diskussionen auf der Bühne, Ratlosigkeit, bis es dann schliesslich weiter ging, d.h. Richie das nächste Intro zum besten gab. Nach dem nächsten Song verschwand Richie hinter die Bühne und kehrte mit einer (Set?-) Liste zurück. Weiterhin bestanden aber sehr grosse Unsicherheiten (nur bei Blackmore), was gespielt werden sollte. Es kam vor, dass er den Bassisten anwies sein Instrument zur Seite zu legen und ein anderes zu nehmen. Immer wieder gabs lautstarke Diskussionen auf der Bühne mit Candice, die ihn immer wieder beruhigen, "herunterholen", orientieren musste und ihm auch ab und zu die Meinung sagte. Nach etwas mehr als einer Stunde taute Blackmore dann plötzlich auf, schaute ins Publikum, fing mit dem Publikum an zu kommunizieren, verteilte Getränke usw. Gerade bevor für ein Intro ein mittelalterliches Instrument (wohl eine Drehleier) auf die Bühne gebracht wurde, hatte der Gute alle auf der Bühne verfügbaren Getränke an die Fans verteilt. Als er dann mit eben diesem Instrument sein Intro starten sollte, verlangte er plötzlich nach einem Bier. Candice versuchte zu beruhigen, Richie weigerte sich, zu spielen. Candice forderte das Publikum im Scherz auf, die Getränke zurück zu geben, was Richie gar nicht lustig fand. Nach Minuten der Ratlosigkeit erlöste uns dann der Roadie, welcher von hinter der Bühne mit einem Bier winkte! Unglaubliche Szenen!!!! Nach knapp 2 Stunden verabschiedete sich Blackmore am Ende eines Stückes ziemlich überraschend und schritt von der Bühne; die Band folgte ihm gezwungernermassen. für etwa 15 Minuten Zugabe (zum ersten Mal mit der weissen Strat) kam man zurück. Das Publikum skandierte danach weiter; das Intro von Black Night wurde angestimmt. Nach etwa 5 Minuten des Wartens das Unerwartete: Richie setzte von hinter der Bühne mit dem Gitarrenriff ein uns ab gings!!!! Es wurde gejammt, gerockt... eine gute halbe Stunde lang! Als gegen Schluss wieder leisere Töne algeschlagen wurde begann Richie, mittlerweilen sichtlich gut gelaunt, ein wunderbares Intro. Candice unterbrach ihn, redete auf ihn ein: sie habe diesen Song noch nie gesungen, sie beherrsche die Melodie nicht, die Tonlage liege ihr nicht usw. Sie konnte einem richtig leid tun. Blackmores Kommentar: "No way" und spielte weiter, bis Candice den Song (keine Ahnung wie er hiess) absolut himmlisch sang!!! Der Höhepunkt!!! Noch ein oder 2 Songs später ging dann das Konzert nach knapp 2 3/4 Stunden zu Ende.
Wie ihr merkt: Es geschah soviel an diesem Abend, ich kann mich gar nicht an alles erinnern bzw. alles in Worte fassen. Es war Chaos, Ratlosigkeit, Unprofessionalität (Candice brach einen Song ab, weil ihre Stimme versagt hatte, um ihn dann wieder zu beginnen) gefolgt von Genialität, Emotion pur, wunderbaren Klängen, himmlischen Gesängen, Improvisation etc. etc.
Es ist mir sehr woh wieder einmal bewusst geworden, dass der Übergang vom Genie zum Wahnsinnigen wohl fliessend ist. Richie hat ganz sicher von beidem!
Eines ist sicher: Ich werde diesem Abend NIE vergessen (und wohl das nächste Mal wieder hin gehen!!!)
Puhh, ich bin immer noch ganz geschafft!
Herzlicher Gruss
Blues_Lord (der sehnlichst auf den 24.10.wartet)
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