eine weitere Review, welche ich mal posten möchte stammt von CD Starts
Im Jahr 2008 feiert das erste Deep-Purple-Album „Shades Of Deep Purple“, das bei EMI veröffentlicht wurde, seinen 40. Geburtstag. Wir gratulieren, denn das heißt, dass es die Band genauso lange gibt. Im April 1968 schlossen sich Jon Lord (Keyboards), Ritchie Blackmore (Gitarre), Nick Simper (Bass), Rod Evans (Gesang) und Ian Paice (Drums) zusammen. Mit der Zeit kam es zu diversen Umbesetzungen und Ausstiegen, Nebenprojekte wie Rainbow wurden gegründet. In der Hochphase entstanden Songs, die jeder schon mal irgendwo vernommen hat und wenn es nur in der Plattensammlung des Vaters ist. Dazu zählen die Klassiker „Smoke on the water“, „Black night“, „Speed King“, „Child in time“, „Fireball”, „Burn“ und „Stormbringer“, die allesamt unvergessene Stücke darstellen, deren Dynamik und Intensität in späteren Werken nur noch annähernd erreicht wurde. Nach dem Album „Come Taste The Band“ kam es zu einer neunjährigen Pause, da die kommerziellen Erfolge zu wünschen übrig ließen. Mit „Perfect Strangers“ wurde 1984 ein fulminantes Comeback gestartet, das bis zur 98er-Platte „Abandon“ anhielt. Erst 2003 erschien „Bananas“ und wurde von den Fans bis auf Chart-Platz 3 gehievt.
Nachdem die letzten Outputs bei BMG und EMI erschienen waren, sind Deep Purple erstmals bei Edel Records angelangt. „Rapture Of The Deep“ wurde in den Chunky Style Studios in Los Angeles, Kalifornien aufgenommen und enthält zehn frische Stücke der Hardrock-Veteranen, die in der heutigen Besetzung mit Ian Paice (Drums, einziges permanentes Mitglied in der gesamten Bandgeschichte), Steve Morse (Gitarre), Don Airey (Keyboards), Ian Gillan (Gesang) und Roger Glover (Bass) auftreten und an den Erfolg des Vorgängers anschließen wollen. Meisterwerke wie „Machine Head“, „In Rock“ oder „Burn“ versucht man gar nicht mehr zu erreichen, damit würde die Latte eindeutig zu hoch angesetzt werden. Vielmehr beschränkt sich das Quintett auf seine Stärken und liefert den Fans die gewohnte Kost aus Licks, Riffs, Schlagzeugfolgen und Soli, die man über die Jahre ins Herz geschlossen hat und auf keinem neuen DP-Album missen möchte, auch wenn gegen etwas Innovation nichts einzuwenden wäre, zumal auch das vorliegende Album etwas gedrosselter und schwerfälliger als der vorangegangene Longplayer daher kommt.
So beginnt „Money talks“ äußerst kraftvoll und treibend mit einem gewohnten Orgelgewitter Marke „And the adress“ und gefällt natürlich auf Anhieb. Allerdings geht dem Song nach der Hälfte die Luft aus und wird nach einem Solo durch ständige Wiederholung beendet. Zumindest die Schlusssekunden gleichen einem Paukenschlag. Mit „Girls like that“ verhält es sich nicht anders, einzig und allein der Refrain ist gewöhnungsbedürftig und könnte selbst einem Fan auf die Nerven gehen. Ein treibender Bassakkord zeichnet dann „Wrong man“ aus, bleibt aber sonst auf durchschnittlichem Niveau. Erst der Titelsong bedient sich beim Track „A touch away“ von „Purpendicular“ und ist durchgehend mitreißend, ohne Längen aufzuweisen und „Clearly quite absurd“ gefällt als Midtemposong ebenfalls.
Souverän wird „Don´t let go“ eingespielt, das die Anhängerschaft aber nicht vom Hocker reißen wird. Dann schon eher „Back to back“, das im Mittelteil eher an das Album „Rising“ von Ritchie Blackmore´s Nebenprojekt „Rainbow“ erinnert oder „Kiss tomorrow goodbye“ in dem Ian Gillan zu Höchstform aufläuft. Seit langem war er nicht mehr so zornig zu hören. „Junkyard blues“ fällt wieder in das Schema „altbekannt und trotzdem gut“, benötigt aber einige Durchläufe bis es zündet. Der Schlusspunkt „Before time began“ beginnt mit einer erzählerischen Struktur (beinahe Sprechgesang) und benötigt drei Minuten, bis etwas passiert, kommt dann ordentlich in Fahrt und rundet den Song mit einem sanften Ausklang ab.
„Rapture Of The Deep“ lässt sich inhaltlich mit „By The Way” der Red Hot Chili Peppers vergleichen. Gab es längere Zeit nichts von den feurigen Schoten zu hören, kamen sie mit dem lauten „Californication” zurück und waren sofort wieder oben mit dabei, ehe sie mit dem Nachfolger eine ruhigere Platte ablegten. Auch „Bananas“ war eindeutig lauter und flotter als die neue CD. Die altgediegenen Fans der sympathischen Herren aus England können „Rapture Of The Deep“ dennoch sorgenfrei neben die restlichen 17 Studioalben stellen. Der Teil, der nur die fetzigen Kracher des letzten Oeuvres oder die alten, grandiosen Haudrauf-Songs mag, wird mit dieser CD weniger Freude haben.
Anspieltipps:
Back To Back
Before Time Began
Rapture Of The Deep
Clearly Quite Absurd
Autor: Albert Ranner
MfG Olaf