Interview mit Steve Morse in der Südwest-Presse

      Re: Interview mit Steve Morse in der Südwest-Presse

      ok, hier nun das Interview aus: SWP Ulm, 3.2.06 ROCK / Interview mit Steve Morse von Deep Purple Gitarren spielen keine Rolle mehr Er ist einer jener Hand voll Rock-Gitarristen, denen der Rest gerne bescheinigt, dass ihr Können unerreichbar ist: Steve Morse. Seit mehr als zehn Jahren spielt der Amerikaner bei der britischen Hardrock-Band Deep Purple, die am 11. Februar in Stuttgart gastiert. HELMUT PUSCH Deep Purple in der aktuellen Besetzung: (von links) Ian Paice, Ian Gillan, Roger Glover, Steve Morse und der neue Keyboarder Don Airey, der Jon Lord an der Orgel ersetzt. Sie waren fast zehn Jahre lang der Neue bei Deep Purple. Vor zwei Jahren hat Don Airey den Organisten Jon Lord ersetzt. Fühlt man sich da plötzlich als alter Hase? STEVE MORSE: Da hat sich nichts geändert, musste es auch nicht. Als ich bei Purple eingestiegen bin, war ich gerade mal einen Tag lang der Neue. Ich glaube, bei diesen Briten hat mir geholfen, dass ich mich ganz gut im Fußball auskenne. Apropos Don Airey: In einem Interview haben Sie mal gesagt, dass es zwischen Ihnen und Jon Lord fast so etwas wie eine telepathische Verbindung gab. Ist damit jetzt Schluss? MORSE: Nein, überhaupt nicht. Mit Don ist es so ähnlich wie mit Jon. Bei der Arbeit an der neuen Platte, für die wir viel zusammen geschrieben haben, war das fast ein blindes Verständnis. Egal, was ich auch gespielt habe, Don war sofort mit dabei. Also, das war keine Arbeit, das war der reine Spaß. Wie war das eigentlich damals, als der Anruf kam, dass Sie bei Deep Purple einsteigen sollten? MORSE: Ich habe mich riesig gefreut. Ich war schon immer ein Fan der Band, kannte die Musik natürlich. Und was mich immer beeindruckt hatte, war diese Kombination von Orgel und Gitarre. Vor Deep Purple hatten Sie auch schon Kansas und Lynyrd Skynyrd bei ihren Revitalisierungsversuchen geholfen. Macht es Ihnen besonders viel Spaß, solchen Bands neues Leben einzuhauchen? MORSE: Da ist kein Konzept dahinter. Bei Kansas war es einfach so, dass ich die Band aus Atlanta kannte. Und als Steve Walsh wieder eine Band zusammenstellen wollte, fragte er nach, ob ich ihm nicht helfen könnte. Daraus wurden dann fünf Jahre. Bei Deep Purple spielen Sie bei den alten Nummern auch die Soli von Ritchie Blackmore, dem Gründungsmitglied der Band nach. Allerdings tun Sie das manchmal eine Oktave tiefer mit Flageolett-Tönen. Ist das eine Hommage - oder veräppeln sie Blackmore damit? MORSE: Ich habe den größten Respekt vor Blackmore. Seine Soli zitiere ich, spiele aber meistens nur den Anfang und das Ende wie er, denn diese Linien gehören einfach zu den Stücken. Sie sind ja gewissermaßen schon Bestandteil der Kompositionen. Aber natürlich spiele ich mit dem Material, dazu gehört auch, dass ich es mit ein paar technischen Anreizen für mich interessanter mache, sonst wäre das auf die Dauer langweilig. Deshalb spiele ich die Songs eigentlich auch jeden Abend anders. So erhält man sich den Biss. Sie sind ja nicht nur einer der renommiertesten Gitarristen des Rock, Sie sind auch einer, der sein Geld auch auf andere Weise verdienen könnte. In den 80er Jahren haben sie einige Monate lang als Flugkapitän gearbeitet. MORSE: Ich hielt das damals für eine gute Idee. Ich hatte auch keine Lust mehr, ständig dem MTV-tauglichen Hit hinterherzuhecheln, den die Plattenfirmen von einem forderten . . . Apropos Plattenfirmen. Sie sind seit mehr als 30 Jahren im Geschäft. Was hat sich Ihrer Meinung nach in dieser Zeit geändert? MORSE: Sie haben es vor allen Dingen geschafft, den Rock zu töten. Dieses Aufbegehren, diese Rebellion findet man bei den Bands der großen Plattenfirmen schon lange nicht mehr. Da muss man dann schon in irgendwelche Clubs gehen, in denen Underground-Leute auftreten. Die haben aber meistens keinen Plattenvertrag. Die 80er waren das Jahrzehnt der Gitarrenhelden: Sie, Joe Satriani, Steve Vai . . . MORSE: Das ist schon lange vorbei, in Pop-Produktionen spielt virtuoses Gitarrenspiel keine Rolle mehr. Das hört man sich bestenfalls noch live an. Da kommen dann aber auch die Leute hin, die so etwas noch hören wollen, also zu uns . . . (lacht) Und was gibt es sonst noch auf der aktuellen Tournee? MORSE: Wir spielen so fünf, sechs Sachen von der aktuellen CD "Rapture of the Deep", aber auch alte neue Songs. Damit meinen wir ältere Stücke, die aber bislang kaum live zu hören waren. Und, ja, dann gibt es natürlich eine ganze Menge von den Sachen, die Deep Purple groß gemacht haben. aus Südwest Presse Ulm, 4.2.06