Jon Lord in Reutlingen, 24.07.2009

      Jon Lord in Reutlingen, 24.07.2009

      Trotz drohender Gewitterwolken, die über dem Reutlinger Kreuzeiche-Stadion hingen, war's ein toller Abend mit großartiger Musik.

      Auf der Bühne versammelten sich das Württembergische Symphonieorchester unter der Leitung von Bernd Ruf, Studenten der Reutlinger Pop-Akademie, Hein-Rudolf Kunze, Johanna Zeul und eben Jon Lord.

      Setlist:

      Ride Like The Wind (Christopher Cross)
      Riders On The Storm (The Doors)
      Mumintroll at Midnight (Welturaufführung, geschrieben von Benjamin Köthe)
      Papa was a Rollin' Stone (The Temptations)

      Fieber
      Schwimm nicht zu weit
      Nur bei dir
      (Johanna Zeul)

      Concerto for Group and Orchestra, 1st Movement
      Wait a While

      Don't Let Go (En Vogue)

      Längere Tage
      Ich hab's versucht
      Dein ist mein ganzes Herz
      (Heinz Rudolf Kunze)

      The Telemann Experiment

      Deep Purple in Concert (Medley mit SOTW, Hush, CIT, Burn, Black Night)

      Zugabe (sorry, ich kann mich nicht mehr erinnern was es war, aber es war auf jeden Fall ein Rock-Klassiker).


      Ich war extrem angenehm überrascht über die Leistungen der jungen Leute auf der Bühne. Hervorragende gesangliche Darbietungen und sehr gute Instrumentalisten. Das Herausragendste war die Energie auf der Bühne, getragen von einer Freude an der Musik die einfach überzeugend war. Ich hatte das Gefühl dass das Publikum zum größten Teil aus Angehörigen der Musiker auf der Bühne bestand, aber das tat der Begeisterung keinen Abbruch, eher im Gegenteil ;)

      Der Reihe nach:

      Die ersten beiden Stücke wurden von Studenten der Pop-Akademie vorgetragen, beides sehr ähnliche Stimmen zu den Originalen, und mit der Unterstützung durch Band und Orchester klang es wirklich beeindruckend.
      Das nächste Stück war eine Uraufführung. Mumintroll at Midnight war ein Auftragswerk, extra für diesen Abend geschrieben. Für meinen Geschmack was musikalische Themen angeht nicht allzu viel Neues, aber das war vielleicht auch wegen der (vorgegebenen?) Kürze des Stückes nicht anders möglich. Eine der Vorgaben war anscheinend, im Sinne des 'Concertos' eine 'Vereinigung' von Orchester und Rockband zu erzielen. Dies ist auch größtenteils gelungen.
      Interessant war für mich, dass einige Stücke durch Rap-Einlagen sowohl angekündigt als auch eingeleitet wurden. So wie auch 'Papa Was A Rolling Stone', das mich wirklich in der Form begeistert hat.

      Die drei Stücke von Johanna Zeul hingegen klangen für mich ganz nach 'Herbert Grönemeyer auf Speed'. Die Künstlerin hat sicherlich große musikalische Qualitäten, aber diese Art von Musik ist einfach nicht mein Fall.

      Dann Jon Lord!
      Das 'First Movement' wurde vom Orchester in einer angenehm frischen und energiereichen Version gespielt, und Jon Lords Solo war - wie üblich bei ihm - eine noch nie gehörte Improvisation auf höchstem Niveau. Einfach toll, wie ihm offensichtlich die Ideen nie ausgehen!
      Gleich anschließend kam 'Wait A While', auch hier mit einer Studentin der Pop-Akademie. Sehr schöner Vortrag, und auch stimmlich absolut überzeugend.

      'Don't Let Go' war dann ohne Jon Lord, er hat in dieser Zeit auch die Bühne verlassen.

      Heinz Rudolf Kunze betrat die Bühne in einem Led Zeppelin T-
      Shirt (!!) - nun, er ist eine Legende für sich, und begeisterte das Publikum offensichtlich ebenso sehr wie Jon Lord. Auch er schien großen Spaß an der Energie des Abends zu haben.

      Das Telemann Experiment ist eines meiner Lieblingsstücke von Jon Lord. Es ist wirklich erstaunlich, was ein Genie unserer Zeit mit barocker Musik 'anstellen' kann!

      Anschließend gin's für Jon Lord zurück an die Hammond für das DP-Medley. Mit einem breiten Lächeln auf dem Gesicht rockte Jon Lord durch die Klassiker, und ich muss sagen dass einfach Niemand 'Hush' so spielen kann wie er. Leider viel zu kurz, das Ganze!


      Ein Abend mit toller Musik, ein Jon Lord der offensichtlich großen Spaß an der Sache hatte, und junge Leute mit hoher Motivation und Leidenschaft für ihre Sache. Was will man mehr? Sogar der Himmel hatte ein Einsehen und die dicken schwarzen Wolken über uns ließen während des 'First Movements' lediglich ein paar Tropfen fallen.
      Freue mich schon auf Siegen im Oktober!
      Be what you are, I tell myself
      And myself tells me we can't be anybody else

      Herzlichen Dank an hotblack!

      Ein sehr schöner stimmiger Bericht, dem ich noch ein paar ganz wenige Anmerkungen anschließen will.

      Zur Setlist:
      Das Deep Purple Medley schloß wieder mit SOTW (und hätte wirklich auch für mich noch etwas ausladender sein können;-) Die Zeit verging wie im Flug und man hätte am liebsten noch viel mehr gesehen und gehört.
      Die Zugabe war BLINDED BY THE LIGHT von Manni-Manns-Erden-Gruppe, und die fand ich nicht wirklich würdig für diesen Abend. Aber dieses Lied war wahrscheinlich der Wahl der jungen Popakademiker geschuldet (Spekulatius).

      Ansonsten war auch ich baß erstaunt von der Spiellaune und den Variationsmöglichkeiten der Lord`schen Tastenkünste... Wann hat man eigentlich letztmals den Langzopfträger dermaßen begeistert und begeisternd gesehen, so daß er während seiner Soli oftmals ein Bein extatisch in die Luft warf und dabei fast wieder (wie früher) mit seinen Knien die Hammond bearbeitete...??!!

      Er wollte wohl den recht jungen aber trotzdem guten Rockbändjungs zeigen, daß das Alter in der Hochqualitätsmusik nichts ausmacht.
      Dazu paßt auch die Anekdote, die Heinz Rudolf Kunze vor seinem Auftritt erzählte: "Jon Lord hat mir vorhin erzählt, wie aufgeregt er sei, mit so jungen Musikern zu spielen..." "Wir beiden alten Säcke..."

      Überhaupt: Heinz Rudolf Kunze war noch nie mein Fall, aber als das eigentlich (für mich) unerträglich "Dein ist mein ganzes Herz" zum Schluß kam und er dem tollen Orchester den Schluß vordirigieren wollte, hätt ich am liebsten noch mehr von ihm gesehen (Und ich schäme mich dies hier öffentlich einzugestehen ;)

      RAP mag ich ja auch überhaupt nicht, aber die beiden Amateure Black&White der Mannheimer? (dachte ich!) Popakademie machten ihre Sache als Programmankündiger doch ganz vorzüglich und so störte ihre außergewöhnlich Art der Artikulation kaum.

      Was aber ungemein störte und überhaupt nicht in diesen Rahmen paßte war der Vortrag von Johanna Zeul. Ist ja schön wenn man eine Möchtegern-Star-Musikerin aus beziehungstechnischen Gründen (Räpper White) ins Programm bugsiert, aber doch nicht mittenrein bitteschön! Als Vorprogramm oder Rausschmeißerin hätt`s das doch auch getan. Meine Begleiterin, eine Lehrerin die aus einer sozialistischen linken Lehrerdynastie stammt und selbst etwas linkslastig angehaucht ist, fragte mich nach dieser Störaktion: "Was sollte denn nun dieser Auftritt dieser Kampflesbe?" Politisch sehr unkorrekt! Was soll ich da sagen? Johanna Zeul lebt anscheinend in Berlin (kein Wunder brennen da die Autos...)

      Ansonsten muß man aber sagen, daß ich bisher keinen besseren Auftritt von Jon Lord gesehen habe (auch nicht auf der Pictured Within- oder Beyond the Notes-Tour) und das CONCERTO Part I nur noch "g..l" war !!!! Eieiei...!

      Jetzt kann es nur noch heißen: AUF NACH SIEGEN !

      Schönen Tach noch und bitte entschuldigt die Lästereien...

      PM :pd: