Hinter den Kulissen des Coburger Schlossplatzes....
Liebe DP-Fans, Achtung, es wird wieder ein langer Bericht, ich danke Euch
für Eure Geduld dies alles zu lesen.
Wie immer bin ich von meinen Eindrücken so überwältigt, dass
ich mich eigentlich erst sammeln müsste, aber es sprudelt nur so aus mir
heraus, so dass ich es jetzt gleich zu Papier bringen muß.
Am Vormittag goss es in Strömen und ich war total mutlos. Grau und kalt zeigte sich die schöne Coburg an dessen Fuße am Schlossplatz das Festival stattfinden sollte. Doch pünktlich zum Einlass riß die Wolkendecke auf und ließ die ersten Sonnenstrahlen durch.
Wie immer war ich total angespannt, ob es mit Backstagegehen klappen würde,
ich konnte erst mal das zuständige Büro nicht finden. Wie durch Zufall
entdeckte ich aber etwas später einen kleinen Tisch an einem Nebeneingang.
Dort saßen auf Klappstühlen zwei sehr freundliche Herren, die die
Gästelisten hatten.
Natürlich war die Gästeliste von Deep Purple noch nicht da und meine
Anspannung stieg. Jetzt hieß es Geduld haben. Peter und ich stiegen den
schönen alten Hofgarten (ein wunderschöner Park mit uralten Bäumen)
in Richtung Coburg, während unten ein ohrenbetäubender Soundcheck
lief.
Die Burg ist etwa 1 1/2 km vom Schlossplatz entfernt und es lohnte sich wirklich
bis zur Burg hinaufzuwandern. Die Burg liegt fantastisch auf einem Berg und
ist total renoviert und sehr gut erhalten. Man hat von oben einen herrlichen
Blick über Coburg und das Land. Nur konnte mich das alles nicht so recht
ablenken. Ich hatte wirklich Angst, dass es Backstage nicht klappen würde.
Peter schlug vor, erst mal ins Hotel zu fahren und Ruhe zu bewahren. Als wir
aber wieder zum Eingang mit den netten Herren auf Klappstühlen vorbeikamen,
musste ich einfach noch mal nachfragen. Die Herren empfingen mich wieder sehr
freundlich und sagten, ach da ist ja die Dame, die auf der Gästeliste
von Deep Purple steht und zum Vorschein kamen Pässe, die mir wirklich
jeden Eintritt erlauben, wovon ein Purplefan nur träumen kann. Ich hätte
dem netten Mann am liebsten ein Bussi auf die Wange gegeben, so glücklich
und erleichtert war ich in diesem Moment.
Alle Anspannung war wie weggeblasen und nun fing ich an, die ganze Atmosphäre
zu geniesen.
Back To Eden hatten zu spielen begonnen und ich probierte erst mal meinen neuen
Pass aus. Er war wie ein Zauberpass, ich konnte wirklich überall hingehen
und die Securities (übrigens alle freundlich und gut gelaunt, was ja normalerweise
auch nicht so oft vorkommt) gaben problemlos den Weg frei, wohin ich auch wollte.
Ich war unglaublich glücklich.
Peter und ich hatten keine Lust, das ganze Festival zu besuchen, ich bin nicht
respektlos gegenüber den anderen Bands, aber ich bin in einem Alter, wo
ich stundenlange Rockmusik nicht durchhalten kann, so beschlossen wir, erst
mal ins Hotel zurückzufahren und ein wenig zu relaxen.
In der Zwischenzeit spielten 7eleven, Puhdys, Thunder, Cheap Trick. Gegen 18
Uhr wurde ich unruhig, es war an der Zeit, aufs Festivalgelände zu gehen.
Wieder wurden wir wie mit einem Zauberschlüssel eingelassen. Es war gerade
Umbaupause vor Status Quo.
Nun wurde ich schon ziemlich unruhig, vielleicht waren Deep Purple ja schon
hinter der Bühne? Während Peter sich mit einem Bier vergnügte,
suchte ich den Backstagebereich auf, ging mit diesem Zauberpass hinter die
Bühne.
Dort war ein emsiges Treiben. Ein riesiger Truck stand hinter der Bühne
und die Roadies luden mit geübten Griffen schwere Musikerkisten aus dem
Lastwagen. Jeder Handgriff saß und ich bewunderte ihr routiniertes Zupacken.
Ich wollte nicht blöd im Weg herumstehen, ging auf eine Treppe des Schlossgebäudes,
in dem sich die Musikstars aufhalten konnten und beobachtete fasziniert das
Treiben hinter der Bühne.
Auf einmal erschien eine Gruppe, einer mit Pferdeschwanz, gut gekleidet, alle
blickten etwas arrogant in die Gegend und ich überlegte mir, was das wohl
für Wichtigmacher seien. Ich bitte die Status Quo Fans um Verzeihung.
Es war die Gruppe Status Quo, die die Bühne betrat.
Die älteren Herren sind ohne Zweifel gute Rocker und sie heizten auch
ordentlich ein. Die Leute gingen überglücklich mit dem immer gleichen
(Verzeihung) Rhythmus mit, es störte auch niemanden, dass die Musik nicht über
3 Akkorde hinausging. Die Menge tobte
und die Stimmung war wirklich bombastisch. Ich bitte nochmals die Status Quo
Fans um Verzeihung aber für mich ist Status Quo eine Band, die man vielleicht
1/2 Std. hören kann, aber dann wiederholt sich alles und ihr Sound ist
mir einfach zu primitiv und eintönig. Das schien aber die ca 8000 Leute
nicht zu stören, vielleicht stehe ich da alleine mit meiner Meinung auf
weiter Flur.
Als ich so auf der Treppe stand und Status Quo gut beobachten konnte, stand
plötzlich Don Airey neben mir und fotografierte die Band. Er lächelte
mir freundlich zu und mir verschlug es erst mal den Atem. Don Airey war also
schon mal da. Er verschwand in dem königlichen Palast und ich war natürlich
sehr aufgeregt, wann die anderen Purplemusiker wohl eintreffen würden.
Status Quo hämmerte draußen immer noch ohrenbetäubend auf der
Bühne herum, die Menge johlte und sogar auf den Dachgärten der umliegenden
Häuser tanzten die Fans begeistert zu dem sich immer wiederholenden Klängen
mit.
Ich ging zu dem Security, der für die Einfahrten der Busse und Trucker
zuständig war und unterhielt mich ein bißchen mit ihm, wollte einfach
mal die laute Gegend verlassen.
Plötzlich hupte es, der Security schob die Absperrung weg und ein silberner
Riesenbus kam von rückwärts hereingefahren und mir war klar, das
konnten nur Deep Purple sein.
Mein Herz rutschte mir fast in die Hose, so aufgeregt war ich und ich hielt
mich erst mal dezent im Hintergrund.
Der Bus hielt direkt vor dem Eingang des königlichen Palastes für
Rockstars.
Es erschien die nette Personal Assistentin Shannon, begleitet von einem absolut
krank und ausgepauert wirkenden Ian Gillan. Ian sah total mitgenommen aus und
verschwand auch schon im Palast. Dann folgte auch schon Ian Paice und Steve
Morse.
Jetzt hielt ich es natürlich nicht mehr im Hintergrund aus, denn Roger
stieg quitschvergnügt aus dem Bus. Er sichtete mich, kam auf mich zu,
umarmte mich und erkundigte sich, ob alles ok sei. Ich war so glücklich,
dass mir überhaupt kein vernünftiges Englisch mehr einfiel, aber
das war egal. Peter war inzwischen auch wieder aufgetaucht und Roger sagte,
er würde jetzt in den Palast gehen und nachfragen, was geplant sei, dann
würde er uns reinholen.
1/4 Std. später tauchte der wunderbare Mann mit der Basecup wieder auf,
winkte uns herein. Wir waren wirklich die einzigen, die in Begleitung meines
Idols Roger Glover in das königliche Schloss gehen durften. Es war wie
ein Märchen und ich war mir der Ehre die uns zuteil wurde total bewusst.
Roger führte uns in den Fürstensaal, wo ein riesige Buffet aufgebaut
war, er holte uns zwei Becksbier, hatte einen Becher für mich dabei. Ich
sagte ihm, dass ich auch aus der Flasche trinke, wobei er lachte, den Becher
in die Luft schnippte und geschickt wieder fing.
Ian Paice ging vorbei, Roger fing ihn ab und stellte ihn uns vor. Ich schüttelte
ihm seine Hand und sagte ihm, was für eine große Ehre es für
mich wäre. Paicey freute sich und machte ein paar lustige Bemerkungen
auf Englisch, die ich nicht verstand, Roger aber zum Lachen brachte.
Roger stellte uns auch die Personalassistentin Shannon vor. Sie ist nicht nur
eine schöne Frau, sondern auch eine sehr herzliche. Auf Anhieb verstand
ich mich mit ihr und ich war von ihrem freundlichen Wesen sehr beeindruckt.
Roger mein Mann und ich unterhielten uns noch eine Weile, dann mussten wir
den Saal verlassen, denn die Band wollte sich auf ihren Auftritt vorbereiten.
Ich fragte Roger noch, ob ich ihn nach der Show sehen dürfte und er versprach
mir, dass es sicher kurz möglich sei.
Überglücklich und überwältigt ging ich zu der Schlosstreppe
zurück,
wo ich einen herrlichen Blick auf die Bühne hatte.
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Deep Purple eröffneten mit Silver Tongue. Wieder mal war ich wie gelähmt
vor Freude. Gebannt beobachtete ich unsere großartigen Rockstars und
natürlich besonders mein Idol Roger, wie er seinen Bass mit Freuden zupfte.
Ich werde auf die Setliste nicht eingehen, weil ich sie nicht richtig in der
Reihenfolge zusammenbringe.
Trotz meines Glückes hatte ich das Gefühl, die Band spielte etwas
lustlos und wollte es hinter sich bringen. Sie sind ohne Zweifel großartig,
nur gab es irgendwie wenig neues. Die Highlights waren für mich Highway
Star, Bananas, Knocking at your Backdoor, Perfect Strangers, Hush mit einem
großartigen
Basssolo von Roger.
Space Truckin wurde von Ian Paice versemmelt, er verpasste zweimal den Einsatz
und die Band hatte zu tun, um wieder reinzukommen (das hab ich noch nie erlebt).
Irgendwie wollte der Funke zum Publikum nicht rüberspringen, die Fans
tobten, aber ich hab es schon herzlicher und besser erlebt.
Don Airey überzeugte mit seinem Keybordsolo, ich genoss ihn zu beobachten,
wie er über die Tasten glitt.
Das Konzert war gut, aber ich habe schon bessere erlebt. Für mich trotzdem
ein unglaublich schönes Erlebnis.
Die Band verschwand müde und verschwitzt im Palast und ich wartete geduldig
mit meinem Mann vor dem Eingang. Es hatten sich noch andere Backstagegäste
versammelt, die auch sehnsüchtig auf die Stars warteten.
Als erster wurde Ian Gillan, abgeschirmt von Shannon in den Bus begleitet.
Er verschwand darin und lies sich nicht mehr blicken.
Ein paar Leuten war es erlaubt in den Palast zu gehen, aber für mich und
meinen Mann war es verboten, dafür sorgte ein Aufgebot von 3 Securitys,
die gimmig am Eingang Wache standen.
Plötzlich erschien Roger, winkte uns herein und ich ging wieder wie im
Traum neben Roger die Treppen zum Prunksaal hinauf.
Oben war es total ruhig, entspannt, Roger bot Peter noch ein Bier an und wir
konnten uns wunderbar mit ihm unterhalten. Für mich wieder die schönsten
Augenblicke in meinem Leben.
Roger nimmt einem durch seine unkomplizierte freundlich Art völlig die
Angst (auch wenn ich immer weiche Knie in seiner Gegenwart habe) und so konnten
wir uns völlig entspannt zum Beispiel über das geniale Lied Bananas
unterhalten. Es ist eines meiner Lieblingslieder. Roger meinte, dass es nicht
so gut bei den Fans ankommt, weil es "very strange" ist. Er mag es übrigens
auch am liebsten vom Bananasalbum. Die Stelle mit dem "kranken Bass" ,
lieber Frank, Du hattest es so bezeichnet, stammt übrigens von Don Airey.
Für mich wirklich die absolut genialste Stelle in dem tollen Lied.
Roger liebt aber auch Silver Tangue zu spielen, es macht höllischen Spaß,
teilte er mir mit einem wunderbar charmanten Lächeln mit.
Ich wollte mich mit ihm noch über Rory Gallagher, Deepest End und auch über
den Butterfly Ball unterhalten, aber Shannon machte Druck, denn die Band sollte
bald in den Bus steigen, sie wollten nach Montreaux durchfahren. Wirklich ein
harter Job. Roger nickte und sagte "Yes sometimes it is really a hard
job".
Ich verabschiedete mich ganz herzlich von Roger und Shannon, die beide unglaublich
freundlich zu meinem Mann und mir waren. Ich war mir des Glückes und der
Ehre voll bewusst, dass wir von Roger persönlich in den Prunksaal eingeladen
wurden, denn die anderen Backstagegäste warteten an der Treppe und die
Musiker begrüßten sie nur kurz, bevor sie in dem silbernen Bus verschwanden.
Ich ging sehr glücklich mit Peter ins Hotel zurück, überwältigt
von den Eindrücken, die mich vor Glück wenig schlafen liesen.
Ich wünsche jedem Deep Purplefan das gleiche Glück....
Alles liebe und rogermäßige
Evi

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