Nostalgie PUR - Concertbericht - Deep Purple~Budapest~28.01.1987

      Nostalgie PUR - Concertbericht - Deep Purple~Budapest~28.01.1987

      Bericht vom Deep Purple Konzert
      in Budapest am 28.01.1987

      Die Sporthalle neben dem Nep-Stadion in Budapest war schon Stunden vor dem Konzert von tausenden Leuten umlagert. Einige Fans hatten Karten, einige verkauften Karten, viele wollten, wenige bekamen noch Karten. Ich war einer davon, der eine Eintrittskarte für 80 Mark (ca. 480 Forint) kaufen konnte.

      Um 19:00 Uhr begab ich mich in die Halle. Es ist eine sehr große Halle, für ca.8000 Leute ist ausreichend Platz. Man konnte vor der Bühne stehen oder es sich auf den Sitzreihen gemütlich machen. Ich habe gesessen, um mir besser Notizen zum Konzert machen zu können und um das Konzert besser genießen zu können.

      Im Vorprogramm spielte die ungarische Heavy_Band EDDA. Als letzten Titel spielten sie den DP-Klassiker „Smoke ...“ an.

      Nach einer 30 minütigen Umbaupause erklangen um 20:10 Uhr bei völliger Dunkelheit aus den Lautsprecherboxen keyboardlastige Klassiklänge . Dann ging es los. Über der Bühne befand sich eine 5x30 Meter große Leinwand, auf der ein Himmel mit offener Haustür abgebildet war (LP-Cover „House of blue lights“; was ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht wusste). Der Opener „Highway star“ erinnerte sehr an „Made in Japan“. Während des ersten Titels wurde das Bild immer heller und am Schlüsselloch bildete sich ein Laserpunkt, welcher ständig größer wurde und sich zu bizarren spiralförmigen Bildern entwickelte. Letztendlich wuchsen diese Bilder zu einem gigantischem DP empor (das neue Markenzeichen der Band, das vom D umschlossene P; befand sich auch auf Ian’s Fußtrommel).Gillan hatte bei diesem Song noch eine langärmlige Jacke an. Als dann der zweite Track „Strange kind of woman“ erklang hatte er zwar noch die gleiche Jacke an, aber die Ärmel waren herausgeknöpft. Für kurze Zeit hatte der Sänger eine überdimensionalen Kopf aufgesetzt. Die Schreie die Gillan zur Gitarre abgab, waren ganz gut, trafen aber nicht mehr den Ton der Töne von Blackmore (anders als auf dem oben erwähnten Live-Album). Ritchie spielte wie ein kleiner Gott, locker nicht verkrampft. Der 3. Song war ein Lied der neuen LP. Gegen Ende des Stückes hatte Paicey ein kurzes Solo. Anschließend begann RB einen weiteren neuen Song mit einem Blues einzuleiten. Beim folgenden „Perfect stranger“ schien der gesamte Raum zu glühen. An markanten Stellen des Liedes schossen mehrere grüne Laserstrahlen durch die Halle. Mal von oben nach unten, mal von vorn nach hinten oder umgekehrt, überwältigend. Diesen Einfall honorierten die Fans mit Extra-Applaus. Die Interpretation des Titels bildete einen kleinen Höhepunkt während der Show. Den folgenden beiden Stücken fehlte der Wiedererkennungseffekt. Auch sie stammten vom aktuellen DP-Langrille. Im Konzert kamen sie ziemlich hart und ruppig rüber. Beim 8. Titel erschien auf der Leinwand ein Dia mit den in Stein gehauenen Köpfen der Bandmitglieder (DP in rock). Der fast 20jährige Song „Child in time“ hatte auch in der, von mir gehörten, neuesten Version nichts von seinem Charisma verloren. Man muss allerdings gestehen, dass die 20 Jahre nicht spurlos an Gillans Stimme vorübergegangen sind, mindestens beim Schreien. Während des harten Teils des Songs zog sich Jon von der Bühne zurück und IG schaffte sich an den Bongos. Im Anschluss an diesen Oldie durfte Blackmore zeigen, dass er eine Zeit mit Rainbow gearbeitet hatte und dass er Beethoven immer noch gut findet. Zum Anfang von „Difficult to cure“ wurde mittels Laserstrahl Beethovens Kopf groß auf die Leinwand gezeichnet. Als man aus Ritchies Gitarrenspiel die 9. Sinfonie heraus hören konnte, wurde der Kopf immer kleiner und bekam noch einen Körper rangezeichnet. Nun stand er da, der Meister, mit Frack und Taktstock. Deshalb dirigierte er das Stück von der Leinwand aus. Blackmore, eigenwillig wie er ist, hielt sich nicht an den Dirigenten und spielte was bzw. wie er wollte. Dass der Klassiker dann natürlich verärgert von der Bühne verschwand, war verständlich.Den Taktstock weggeschmissen, die Hände in die Seiten gestemmt, das Gesicht zur Faust geballt drehte sich Beethoven um einen Laserpunkt, bis er nicht mehr zu sehen war. Guter Gag.

      Lord blieb nach der Verballhornung diese klassischen Stückes allein auf der Bühne und bekam somit sein Solo. Dies nutzte er für tolle Experimente auf seiner Orgel, wie in alten Zeiten, aber er spielte auch einige Liedchen. So spielte er kurz die ungarische Nationalhymne an, dann ebenfalls ein Stück von Beethoven (Für Elise), welches in einem Rock’n Roll endete. Hierbei unterstützte ihn Ian Paice tatkräftig. Ohne großen Übergang begannen sie anschließend mit dem Intro von „Knocking at your back door“. Sofort nach diesem neueren Song ging es mit „Lazy“ weiter. Der besondere Clou, diesmal leitete RB diesen Track mit einem Csardasstück ein. Paice unterstützte auch ihn dabei. Gillan schaffte sich bei diesem 11. Titel an der Mundi. Allerdings war diese Fassung von Lazy nicht viel länger, als auf der LP. Bevor der letzte Titel erklang, strahlten die Lichttechniker 2 Spiegelkugeln mit gebündeltem weißen Licht an, somit war die gesamte Arena in ein „Sternenweltall“ getaucht. Auf der Leinwand waren ebenfalls Sterne abgebildet. Auch „Space truckin’“ war, im Gegensatz zur bekannten Live-Fassung, recht kurz, ca. 10 Minuten lang. Dafür bekam Ritchie noch mal die Chance für ein Solo. Er zauberte förmlich die Töne von seiner Gitarre, ohne dass er ausflippte. Auch dieser Mann ist älter geworden. Recht simpel, wenn auch gut gemachte Effekte, wie z.Bsp. das „Streicheln“ der Boxen mit dem Gitarrenhals kamen beim Publikum an. Ich persönlich vermisste die Stelle im Stück, die an „Fools“ erinnert. Die Gitarrenklänge wurden mittels der modernen Technik von einer Box zur anderen Box geschickt, so dass man den Eindruck hatte, Blackmore würde einen umkreisen.

      Nach den 12 Titeln waren 120 Konzertminuten vorbei und die fünf alten Herren zogen sich zurück, um nach ca. 5 Minuten wieder für eine Zugabe zu erscheinen. In der Zeit, in der die Bühne verwaist war, drehte sich das dreidimensionale DP auf der Leinwand recht plastisch. Die richtige Software macht’s möglich.

      Dann spielten die 5 ihren Klassiker, den alle längst erwartet hatten, „Black night“. Mittendrin im Stück sang Ian etwas ungarisches, nicht zu „Black night“ gehörendes Stück. Das gefiel den Leuten. Bis zum allerletzten Titel vergingen nochmals ca. 5 Minuten und auf der Leinwand entstand mit Hilfe der Laserstrahlen ein Feuerwerk. Beim Rausschmeißer „Smoke on the water“ wurden Flammen auf der Leinwand dargestellt. Dieses Stück begann nicht anders als auf „Machine head“.

      Als der letzte Titel verklungen war, gehörte mein erstes Deep Purple-Konzert nach knapp 140 Minuten um 22:35 Uhr der Vergangenheit an. (Für alle nachfolgenden Konzerte ist das die Messlatte!)

      Für mich war es ein besonderes Ereignis, weil ich DP im besten Line-Up live gesehen habe. Ohne vorher Konzerte von Purple gesehen zu haben, schätze ich, dass der Touch der 70’er über den Songs lag, wenn auch moderner interpretiert. Die Jungs auf der Bühne unterließen gänzlich irgendwelche extravagante Showeinlagen. Sie spielten locker, unbekümmert, eben profihaft. Lediglich die Techniker hatten Schwerstarbeit zu leisten, dass die Showeinlagen im richtigen Moment zur Geltung kamen. Als seitliche (neben den Drums) und obere Abgrenzung der Bühne war eine Wand mit nach vorn gerichteten weißen Lichtbändern aufgebaut. Diese wurden während der Lieder unterschiedlich eingesetzt, mal auf- und abschwellend, mal wie eine Lichtorgel oder auch nur blendend. Trotzdem die 5 alle über 40 Jahre alt sind, verlief das Konzert zügig. (Sehr makaber der Satz. Jetzt nach 14 Jahren bin ich ebenfalls über 40 Jahre alt und fühle mich absolut nicht zum alten Eisen gehörend!) Wenig Geplänkel zwischen den Songs, maximal die Ansagen von Gillan oder ein paar Lockerungsübungen von Paice und Blackmore. Roger Glover bildete den ruhigen Pol auf der Bühne, nur bei „Dead or alive“ und „Child...“ bewegte er sich etwas heftiger. Er spielte eine drahtlose Bassgitarre, wobei Ritchie’s Stratocaster noch mit den Verstärkern per Kabel verbunden war. Lord war der einzige mit langem Haar und meiner Meinung nach der Beliebteste und Beleibteste. Selbst Gillan hatte nur nackenlanges Haar. Jon Lord sagte später im Radio, dass „Perfect strangers“ von DP nur als Sicherheit produziert wurden ist und dass das neue Album („The house of blue light“) ihn auch wieder zu kompositorischer Mitarbeit veranlasste. Auch Ian Gillan sagte später im Radio zu „House of blue light“: Dieses Album ist nach der „Machine head“-Platte die 2. professionell gemachte LP von DP.’ Sonst spielen sie drauflos, sagte er, doch bei dieser Platte wurde, bevor es produziert war, einiges geändert oder rausgeschmissen. Gillan liebt dieses Album. Es soll ein anderes, experimentelleres Album sein. Lassen wir uns überraschen! (An dieser Stelle endete mein ursprünglicher Bericht.)

      Kurze Zeit nach Veröffentlichung des „Super-Albums“ fing der alte Twist wieder zwischen den Bandmitgliedern an , Gillan verließ die Band und vom erwähnten Album wird kein einziger Song mehr gespielt!

      Zum Abschluss noch ein Satz der Erklärung. Die Zeilen habe ich bereits handschriftlich 1987 verfasst, jedoch erst heute am 09.09.01, also 14 Jahre nach dem Ereignis, in den PC eingegeben. Da ergeben sich beim Lesen doch einige Schmunzeleinheiten. Vor allem mit dem Fundus von mittlerweile 10 besuchten Deep Purple-Konzerten, 4 Blackmore’s Night und Rainbow-Shows sowie 2 Whitesnake-Auftritten.
      (in der zwischenzeit sind es nun noch mehr gesesen!)

       

      Setlist:
      - Highway star
      - Strange kind of woman
      - The unwritten law
      - Dead or alive
      - Perfect strangers
      - Hard lovin’ woman
      - Bad attitude
      - Child in time
      - Difficult to cure
      - Knocking at your back door
      - Lazy
      - Space truckin’
      - Z1. Black night
      - Z2 Smoke on the water

      Olaf Falkenberg (dpfalki)
      Deep, deeper.... deepest-purple... :thumbup:

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      Re: Nostalgie PUR - Concertbericht - Deep Purple~Budapest~28.01.1987

      Hallo Snakebite, danke für das einstellen dieses superben Konzertberichtes und danke an Olaf der ihn zur Verfügung gestellt hat und uns Fans dran teilhaben läßt. 1987---was waren wir noch jung und unsere Jungs auch und was hat sich alles in diesen 17 Jahren die dazwischen liegen,verändert. Und sie singen immer noch für ihre Fans und begeistern uns immer wieder.und wir hoffen sehr,daß wir sie noch lange genießen können. Viele Grüße

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      Re: Nostalgie PUR - Concertbericht - Deep Purple~Budapest~28.01.1987

      Hi Snakebite! Vielen Dank für dieses nostalgische Highlight!!!!! Aber ich fürchte, Du mußt Deine Messlatte etws kürzen ..... ! Ich sah DP in diesem Jahr in Wien und Linz, aber der absolute Höhepunkt war der Auftritt beim MOR in Pforzheim. Ich glaube mich zu erinnern, daß diese Show auch als kurzer Live-Einstieg irgendwo in Deutschland im Radio übertragen wurde. Grüße aus Wien Michael
      Mother, please show the children
      before it's too late
      to fight each other, there's no one winning
      we must fight all the hate!
      (Ozzy "Revelation [Mother earth]" 1980)

      Re: Nostalgie PUR - Concertbericht - Deep Purple~Budapest~28.01.1987

      Danke danke, für die bisherigen Wortmeldungen! Ich möchte auch nur noch einmal daauf hinweisen, dass nicht ich auf diesem Concert gewesen bin, sondern Olaf Falkenberg, welcher als registriertes Mitglied unter dem Namen "dpfalki" in unserem Forum unterwegs ist! Ich möchte ja nicht das es zu Mißverständnissen kommt, ich selbst hätte Deep Purple damals sicherlich sehr gerne in Ungarn gesehen! Bye, Snakebite....
      Deep, deeper.... deepest-purple... :thumbup:

      Re: Nostalgie PUR - Concertbericht - Deep Purple~Budapest~28.01.1987

      Danke Snakebite, ich wusste gar nicht, dass du meinen Artikel schon veröffentlicht hast. Erst durch deine mail an mich bin ich darauf gestoßen. Ansonsten bin ich ja eher der "stille" Leser unseres Forums. Es freut mich, dass mein Bericht auch bei einigen Anderen Zuspruch gefunden hat. Es ist natürlich schon eine geraume Weile her, dass ich dieses Konzert besucht habe, doch für mich persönlich ist es DAS Konzert schlecht´hin gewesen . Nicht nur weil es mein erstes Deep Purple Konzert gewesen war, sondern auch die besonderen Umstände der Zeit machen es für mich zum DEM Ereignis. Damals war ich noch Student in Berlin und bin ohne eine Karte für das Konzert zu besitzen mit meinem Studentenausweis per DR nach Budapest gefahren. Dort habe ich eine Nacht bei Freunden geschlafen und am nächsten Tag habe ich mir für 480,00 Forint (ca. 80,00 Ost-Mark) die Eintrittskarte gekauft. Nachdem das Konzert vorbei war, bin ich wieder in den Zug gestiegen, um in der selben Nacht nach Hause zu fahren. Im "Gepäck" eine sehr schöne Erinnerung. Damals war ja wirklich noch nicht abzusehen, dass ich noch mehrere Konzerte von unseren Jungs besuchen konnte (kann). In der Zwischenzeit habe ich mir dieses Konzertereignis auch auf CD zugelegt und konnte erfreut feststellen, dass sich meine Erinnerungen mit dem "Zu Hörenden" wirklich decken. Ich möchte diese Gelegenheit auch nutzen, um noch etwas von mir zu bercihten. Jethro und auch Andere sind ja schon mit gutem Beispiel vorangegangen. DP Fan bin ich seit 1973 (damals war ich 13 Jahre alt), als ich zum ersten Mal SMOTW - Live von Made in Japan im Radio gehört habe. Der Anfang des Songs hatte es mir besonders angetan. Zu DDR Zeiten hatte ich natürlich auch versucht mir alle LP's von DP und Family zu besorgen. Das dass nicht einfach war, brauche ich sicher keinem zu erzählen. Ich habe mich jedenfalls immer über eine neue Platte gefreut. Heute im Zeitalter der Digitalisierung hat man ja noch ganz andere Möglichkeiten Zeit-, Bild- und Tondokumente unserer Lieblinge zu bekommen. Ich habe mich in den letzten Monaten auf das Sammeln von DVD's beschränkt. Beruflich bin ich als Lehrer in einer Berufschule tätig, bin verheiratet und habe eine 11jährige Tochter. Das soll es von mir gewesen sein. Ich wünsche uns Allen noch viele erholsame Stunden mit der Musik von Deep Purple und deren "Ablegern". In diesem Sinne euer dpfalki

      Re: Nostalgie PUR - Concertbericht - Deep Purple~Budapest~28.01.1987

      Hallo dpfalki, Danke für die Vorstellung deiner Person und für deinen Bericht aus Budapest. Dein vorheriger Beitrag ist ja auch nicht nur ein kurzes Statement, so dass ich mir wünschte du würdest öfter Beiträge schreiben. Würde mich jedenfalls freuen - und andere sicher auch. Irgendwie hat jeder so seine eigene Geschichte wie er Fan von der DP-Family geworden ist. Ein Vorschlag an unseren Admin: Einen eigenen Bereich etwa in der Form: "Wie ich Fan wurde" würde vielleicht Zuspruch finden. So long!