Hallo! Ich habe einen Vorschlag, aus anderen Foren geklaut. Was haltet ihr davon, wenn wir einmal unsere Ansichten über einzelne LPs/CDs von DP austauschen? Ich würde mit Perfect Strangers anfangen, einfach deshalb, weil ich die CD gestern zum ersten Mal seit langer Zeit gehört habe. Ich kann mich noch erinnern, wie ich sie zum ersten Mal in einem Heidelberger Studentenwohnheim am späten Abend gehört habe, als sie der SWF damals komplett spielte. Damals war ich nach wenigen Liedern ziemlich enttäuscht. Heute sehe ich sie so: 1. Knocking at your Back Door: Für mich eines der besten Lieder aus der Zeit der Reunion, vor allem wegen des Riffs (wenn auch von einem früheren Rainbow-Song geklaut) und wegen des Intros. Auch sehr gut gesungen - das Lied ist sehr schwer zu singen - ob einem das Thema des Songs allerdings gefällt, ist Geschmackssache. Kann ich aber heute immer noch wieder hören. Gehört meines Erachtens in jeden Live-Set - so viel ich weiß, wollte aber gerade Jon es nicht besonders (vielleicht wegen des Texts - er ist ein religiöser Mensch.) Sehr schön auch das Gitarrensolo am Schluß - dass Ritchie das live mit einem Bottleneck spielte, hat mir selten gefallen - Ausnahme Knebworth 1985 das Solo am Ende, als der Rest der Band ausflippt, während er sich nicht dabei gehen lässt. Spannung pur! 2. Under the Gun: Gefiel mir früher nicht und heute kaum besser. Manche Fans loben vor allem das Gitarrensolo, aber das reißt für mich nicht viel raus. 3. Nobody's Home: Ein reiner Füller. 4. Mean Streak: Gefällt mir besser, ohne dass ich es überragend finde. Immerhin wirkt hier die Orgel beim Riff sehr überzeugend - und das Gitarrensolo mag ich auch. 5. Perfect Strangers: Nicht zufällig der Klassiker diese Albums. klingt ungewohnt für DP, ist , wie leicht hörbar, von Led Zeppelins "Kashmir" inspiriert. Ritchie hat selbst eingeräumt, er habe damals etwas komponieren wollen, was ein Äquivalent zu "Kashmir" darstellt. Ich mag es sehr, vor allem´, weil es eben nicht klingt wie viele typische Purple-Songs. Zeigt die ganze Band in sehr guter Form. 6. A Gypsy's Kiss: Ich mag dieses Lied, vor allem wegen des verrückten Texts und der Power. Sehr gut gesungen. Die Gitarren/Orgel-Soli sind DP-typisch, aber nichts Besonderes. Live war das Lied schwächer als auf der CD. 7. Wasted Sunsets: Typische "Power-Ballad", aber sehr schöne Melodie, tolles Solo und vor allem ausgezeichneter Gesang! Mindestens so gut wie "When a Blind Man cries" - warum haben sie das nie live gespielt? 8. Hungry Daze: Erzählt die Geschichte der Band, aber für mich etwa so schwach wie "Nobody's Home". 9. Not Responsible: War nicht auf der LP, ist aber auf der CD: Für mich ein völlig unterschätztes Lied, gefällt mir ausgezeichnet! Insgesamt: Ein gutes, etwas glatt produziertes Album mit ein paar überzeugenden Songs, dem aber noch ein oder zwei "Kracher" fehlen, und ein Versuch, den DP-Sound der siebziger Jahre mit den achtziger Jahren zu verschmelzen. Herausragend für mich vor allem IGs Gesang; vom Rest der Band fällt mich nur IP etwas ab, der damals schon weitaus weniger dynamisch trommelte als in den Siebzigern. Gruß Bad Attitude

Hallo! Zunächst einmal finde ich es toll, dass nun doch einige Äußerungen zu diesem Thema gekommen sind. "Son of Alerik" habe ich nicht vergessen, aber es befindet sich einfach nicht auf der CD. Abgesehen davon finde ich das Stück als Jam sehr hübsch und höre es von zeit zu Zeit sehr gerne, aber ich verstehe, dass es nicht auf der originalen Scheibe war. Dafür ist es zu lang und auch als Jam nicht ausgereift genug. Gruß Bad Attitude

Ja, wenn man "Wasted Sunsets" und "Not Responsible" hinzufügt, wären das auch meine Favoriten. Warum ein Musiker ein bestimmtes Solo mehr schätzt als andere, lässt sich als Außenseiter schwer beurteilen, sofern der Musiker nicht seine Auswahl begründet. Da mag es Gründe geben, von denen wir als Fans nichts ahnen. Persönlich gefällt mir "Gates of Babylon" auch sehr, "Under the Gun" ist für mich okay, aber da fielen mit mehrere Soli auf Studio-Aufnahmen ein, die mir besser gefallen. Aber das ist ja alles Geschmackssache.

Hallo! Vielen Dank für Deine Rezension. Ich verstehe schon, warum Perfect Strangers nicht der Opener war. Da wollte man ein eher traditionelles Stück mit einem klassischen Blackmore-Riff, damit sofort ein hoher Wiederkennungswert geschaffen wurde. Außerdem gab es früher in der Rockmusik eine Tendenz, die B-Seite einer LP mit einem starken Stück beginnen zu lassen, das nicht selten für Single-Auskoppelungen benutzt wurde. DP haben das allerdings nach meiner Erinnerung nicht oft so gehalten - schon deshalb, weil sie wenig Wert auf Singles legten. Im Zeitalter der CD spielt das natürlich alles keine Rolle mehr. Und was Ian Paice betrifft: Ja, auf dem Song Perfect Strangers spielt er stark - aber er ist ja auch ein sehr guter Drummer. Aber insgesamt finde ich ihn nicht besonders überzeugend - Jon Lord finde ich okay, aber es stimmt, dass er wenig eigene Akzente setzt (da stimmen wir überein - bloß, das einzige Studioalbum nach 1984, auf dem er wirklich gut spielt, ist für mich Purpendicular). Das Album wird sicherlich sehr stark von Ritchie Blackmore und Ian Gillan geprägt. Bei Wasted Sunsets hast Du einen Punkt,was den gesang betrifft - meine positive Einschätzung oben rührte eher daher, dass Ian meines Erachtens generell kein großer Balladensänger ist - und deswegen finde ich seinen Gesang auf Wasted Sunsets reltaiv ziemlich gut. Gruß Bad Attitude

Kommt drauf an, "welchen" Ian Paice wir meinen. Den Ian Paice, der in seiner letzten Zeit bei Whitesnake und bei Gary Moore so schwach und uninspiriert spielte, dass er beidemale gefeuert wurde - ja, im Vergleich dazu spielt er auf Perfext Strangers gut. Den Ian Paice aus der Mitte der siebziger Jahre und noch einmal Mitte der neunziger Jahre (auf und nach Purpendicular) - nein, im Vergleich dazu überzeugt er mich auf Perfect Strangers nicht. Es ist ja ohnehin ein Rätsel, warum Paice ausgerechnet in den Achtzigern (in denen er in einem optimalen Alter war) schwächer spielte als in den Siebzigern und den Neunzigern - wenn ich mich recht erinnere, hatte Ritchie sogar in der zweiten Hälfte der Achtziger erwogen, ihn auch aus DP zu feuern.

Da fallen mir zwei Episoden ein: 1. Etwa um HOBL herum gab IP ein Interview, in dem er sagte, in seinem Keller stehe zwar ein Schlagzeug, aber er übe überhaupt nicht mehr und spiele nur noch im Studio und auf Tournee. Reaktion von IG in einem Interview: "Als ich das las, wusste ich, dass es mit DP wieder bergab geht" 2. RG hat in einem Interview nach Purpendicular auch beklagt, dass IP in den achtziger Jahren die Power gefehlt habe.