Morgen bin ich in Lorsch beim Konzert. Kommt noch wer?

So, ich konnte leider nicht früher etwas über das Konzert schreiben - aber ich kann ohne Umschweife sagen, es war eines der besten Konzerte überhaupt an das ich mich erinnere.

Das Rex-Musiktheater liegt im Zentrum von Lorsch, dort war ein Volksfest und so konnten wir uns vor dem Konzert mit Bier und Bratwurst stärken. Der Club selbst ist alt, klein aber durchaus mit einer schönen Ausstrahlung. Die Betreiber dort sind außergewöhnlich nett, freundlich und so war die Stimmung in dem gut gefüllten Laden sehr entspannt und angenehm. Punkt halb neun legte Glenn mit seiner Band dann los und spielte zunächst mal nur Stücke vom neuen Album, die alle hervorragend ankamen.

Nach einem ausgedehnten Mistreated ging es weiter mit "FUNK"-Rock und der ganz offensichtlich ungewöhnlich gut gelaunte Herr Hughes erzählte viel zwischen den Stücken. Erzählte wie sehr er Deutschland liebe, wie gern er in Deutschland sei und warum er im Herbst noch mehr Konzerte hier spielen wolle. Erzählte warum Deutschland besser im Fußball sei als England, stellte seinen Roadie, der den Bass reichte während der Show namentlich vor (John aus San Diego). Erzählte dass Chad Smith ihm den Drummer für die Tourband ausgesucht habe, warum er mit seinem neuen Gitarristen Luis so toll zusammenarbeite und warum sein alter Bruder JJ Marsh ihm so ans Herz gewachsen sei, dass sie schon alles zusammen gemacht hätten, ausser ... (alle lachen).

Wenn er dann singt und spielt, singt er besser denn ja, es ist mir ein Rätsel, wie ein Mann in dem Alter eine noch bessere Stimme bekommen kann, aber es ist so, er improvisiert, singt im Falsett, schreit, jammert, weint und singt die ganz zarten Töne, unglaublich. Dass er ein begnadeter Bassist ist wissen wir und er hat - endlich!!! - eine erstklassige fünfköpfige Band dabei, die sie seine früheren regulären Tourbands weit hinter sich lässt. Und das Chad Smith ihm den Drummer rausgesucht hat, glaube ich gern, der Junge spielt phantastisch.

Als Zugaben gibt es Soul Mover und dann gibt es kein Halten mehr als Burn ertönt. Glenn geht nochmal vollkommen aus sich raus, alle toben und singen mit und werden von Glenn mit "Yes, Deutschland"-Rufen angefeuert. Dann ist nach 1 3/4 Stunden Schluß und alle sind begeistert.

Ja und dann nimmt sich der Funkmeister doch tatsächlich eine gefühlte Stunde Zeit um am Merchandising Stand wirklich alle Autogrammwünsche zu erfüllen, sich mit jedem fotografieren zu lassen (sehr freundlich und geduldig, selbst wenn der ein oder andere Fotograf in der Aufregung mehrere Anläufe braucht, um den Auslöser zu drücken), Huldigungen entgegenzunehmen und einfach jedem die Hand zu schütteln. Der Mann weiß, was er seinen Fans verdankt und ist sich nicht zu schade es zurückzugeben. Er hatte dies während dem Konzert angekündigt, dass er noch am Stand sein werde und hatte gesagt, er mache das gern, könne es aber nicht jedem Abend tun, aber heute sei er da.

Auf der Bühne waren John aus San Diego und die übrigen Musiker mit dem Abbau beschäftigt und ich konnte dann noch einige Minuten mit JJ Marsh sprechen, der absolut bescheiden und nett, fast schüchtern auftritt - es war eine große Freude sich mit ihm zu unterhalten. Er hat übrigens erzählt, dass er eine zweite Solo-CD herausbringen wird.

Für mich blieb nur ein kleiner Wermutstropfen, so nett die Betreiber und die Location in dem verträumten Städtchen Lorsch sind, ein Mann dieses Kalibers in so einer Umgebung auftreten zu sehen, tut trotz allem dann ein bisschen weh - andererseits macht er das mit einem Engagement und einer Würde, die einen das gleich wieder vergessen lässt.

Ich kann jedem nur raten, wenn Glenn Hughes bei Euch in der Nähe spielt geht hin, es gibt nicht viele Konzerte, die so nachhaltige Eindrücke hinterlassen - notfalls lohnt es sich sicher auch mal etwas weiter zu fahren. Als wir dann aus der Halle raus waren gab uns John aus San Diego noch mit auf den Weg, dass er bisher keinen Musiker erlebt habe, der jedem Abend so viel gebe für das Publikum wie Glenn - Recht hat er!