Gillan über Medwedew "Ein netter Kerl"

      Gillan über Medwedew "Ein netter Kerl"

      AP - Mittwoch, 7. Mai, 07:01 UhrFrankfurt/Main (AP)

      Der Kreml rockte am 11. Februar 2008, weil sein künftiger Herr das so wollte: Dmitri Medwedew, designierter Präsident und Gazprom-Aufsichtsratsvorsitzender, hatte die britische Rockband Deep Purple zum Betriebsfest des Staatskonzerns in den Kreml-Palast geladen. «Smoke On The Water» zum 15-jährigen Gazprom-Bestehen erfreute vor allem Medwedew, Deep-Purple-Fan seit seiner Jugend.

      «Ein netter Kerl», sagt der 62-jährige Deep-Purple-Sänger Ian Gillan über seinen 20 Jahre jüngeren Edelfan im AP-Gespräch. «Ich kann Ihnen eins sagen: Er schaut einem direkt in die Augen. Auf einer persönlichen Ebene scheint er ein guter Junge zu sein.» Andererseits: «Man steigt in Politik und Wirtschaft nicht auf so eine Ebene auf, ohne extrem gerissen zu sein. Aber dieser Mann, auf einmal ist er sehr offen bezüglich seiner Leidenschaft und Musik. An ihm ist mehr, als man auf den ersten Blick sieht. Wir wissen zumindest, dass er diese gute Seite hat, der Rest wird sich zeigen.»

      Wie viele Hardrock-Bands aus den 70ern und 80ern haben Deep Purple in den vergangenen Jahren ausgiebigst im «Wilden Osten» getourt. Osteuropa und Russland hatten einen enormen Nachholbedarf - vor dem Fall des Eisernen Vorhangs war es verboten, westliche Rockmusik zu hören - je wilder, desto schlimmer. «Es ist faszinierend, dass er gesagt hat: 'Wissen Sie, ich war 13 Jahre alt, als ich mich in Deep Purple verliebte. Und natürlich war das verboten!'», berichtet Gillan von der Begegnung mit Medwedew.

      Mit dem Besitz von Deep-Purple-Musik riskierten Medwedew und andere musikbegeisterte Jugendliche einiges: «Ich habe einmal in Ost-Berlin einen Mann getroffen, der drei Jahre ins Gefängnis gesteckt wurde, weil er (die Langspielplatte) 'Deep Purple in Rock' besessen hat», sagt Gillan. «Das war eine ernste Sache.»

      Deep Purple auf Tournee zum 40. Jubiläum

      Deep Purple sind derzeit in der Besetzung Gillan, Ian Paice, Roger Glover, Steve Morse und Don Airey auf Tournee - in Deutschland werden die Auftritte im November als «40th Jubiliee» beworben. Die ersten drei gehören zu der Besetzung, die mit «Deep Purple in Rock», «Fireball» und «Machine Head» Klassiker der Hardrock-Genres einspielte. Gitarrist Ritchie Blackmore verließ nach heftigen Turbulenzen 1993 endgültig die Band, Keyboarder Jon Lord stieg als weiteres Gründungsmitglied 2002 aus, um sich der Komposition von Orchestermusik zu widmen.

      Zwischen 1976 und 1984 war die Band offiziell aufgelöst, ihr Comeback hatte niemand mehr für möglich gehalten. Gillan vergleicht die Band mit einem Fußballteam: «Spieler kommen und gehen. Wir haben fantastische Erinnerungen an sie, es sind unsere Helden der Vergangenheit. Sie sind nicht mehr da, aber der Geist ist geblieben. In Deutschland beenden wir eine Welttournee, bei der wir in 48 Ländern gespielt haben. Und wir kommen immer ausgepumpt von der Bühne, und es gibt Moment großer Zuneigung und gegenseitigen Verstehens. Es ist wirklich eine starke Familie.»

      Besonders Morse und Airey hätten großen Anteil daran, Deep Purple nach 1995 wieder aufzubauen. «Ich erinnere mich an die Zeit, als Ritchie noch in der Band war», erzählt Gillan. «Die Zuschauerzahlen wurden kleiner und kleiner und kleiner. Und Ritchie ging nach 40 Minuten von der Bühne und sagte: 'Nun, wir hatten nur 40 Prozent Publikum, also spiel ich nur 40 Prozent der Show.' Also das ist Wahnsinn. Es wurde klar, dass das Ende nahe war, die Band bald sterben würde. Manchmal muss man für eine Amputation dankbar sein.» Gillan meint damit den Abgang Blackmores. Mit Morse habe sich Deep Purple «von der Krankheit erholt».

      Tourdaten: 01.08. Siegen (Siegerlandhalle), 02.08. Ravensburg (Oberschwabenhalle), 03.08.2008 Benediktbeuern (Kloster Benediktbeuern, Open-Air), 31.10. Leipzig (Arena), 01.11. Hannover, (Awd-Hall), 04.11. Erfurt (Messehalle), 06.11. Kiel (Sparkassen-Arena), 08.11. Stuttgart (Schleyer-Halle), 10.11. Magdeburg (Bördelandhalle), 11.11. Berlin (Max-Schmeling-Halle), 13.11. Oberhausen (König-Pilsener-Arena), 14.11. Karlsruhe ( Europahalle), 15.11. München (Olympiahalle)



      Lieber Ian dann schauen wir mal wie sich Russlands netter Kerl machen wird!

      Gruss Zlatko

      RE: Gillan über Medwedew "Ein netter Kerl"

      Original von Zlatko
      AP - Mittwoch, 7. Mai, 07:01 UhrFrankfurt/Main (AP)

      Osteuropa und Russland hatten einen enormen Nachholbedarf - vor dem Fall des Eisernen Vorhangs war es verboten, westliche Rockmusik zu hören - je wilder, desto schlimmer. «Es ist faszinierend, dass er gesagt hat: 'Wissen Sie, ich war 13 Jahre alt, als ich mich in Deep Purple verliebte. Und natürlich war das verboten!'», berichtet Gillan von der Begegnung mit Medwedew.

      Mit dem Besitz von Deep-Purple-Musik riskierten Medwedew und andere musikbegeisterte Jugendliche einiges: «Ich habe einmal in Ost-Berlin einen Mann getroffen, der drei Jahre ins Gefängnis gesteckt wurde, weil er (die Langspielplatte) 'Deep Purple in Rock' besessen hat», sagt Gillan. «Das war eine ernste Sache.»



      War es eigentlich wirklich so, dass man im Osten mit dem Besitz von Deep Purple Knast riskiert hat? Solche Aussagen erstaunen mich immer wieder. Die Band wurde in den frühen 70ern von Ostbands gecovert und die Cover wurden im Radio gespielt und erschienen auf Platte, danach auch das Original. Die Platten gab es auf Flohmärkten, sie wurden getauscht und überspielt. Auch in Russland gab es in den 70ern Singles von Deep Purple, Lps gab es in Tschechien oder Bulgarien. Von der ersten Schuldisco an war Deep Purple immer mit dabei, bei der Armee haben wir die Platten durchs Tor getragen, im Studium habe ich Vorträge über die Band gehalten.

      Und Medvedev ist jünger als ich...
      Der Whitesnake-Archivar: twitter.com/JoergPlaner
      Dazu kann ich nur sagen, Gillan ist blauäugig und sollte nicht alles glauben, was man ihm erzählt.

      Wie Snakehead schrieb, die DDR war ein suveräner von der UNO anerkannter Staat und kein Gefängnis. Was Medvedev erzählt stannt aus nen Märchenbuch 1000 und 1 Nacht. Im Radio gab es Sondersendungen und Rubriken zu Deep Purple und ich denke die wurden bei uns mehr im Radio gespielt, als im Westradio selbst. Woher sonst sollten wir unser Wissen von damals auch haben, an die Bravo kam man zwar ran, aber die konnte man sich vom Informationsgehalt her schenken. Beim Radio gab es Samstag 14-16 Uhr ne Heavy Sendung, wo immer 1 Song von DP gespielt und Anektoden dazu erzählt wurden. Daher habe ich damals mein hauptsächliches Wissen bezogen (Die Alben wurden von 1982 an dort chronologisch abgearbeitet). Perfect Strangers und The House auf Blue Light wurden vollständig im Radio gespielt und soviel ich weiß, wäre DP auch ohne Mauerfall 1990 oder 1991 in der DDR aufgetreten. Das ganze war schon für 89 geplant, nur war ja da Gillan schon nicht mehr dabei.

      Rockmusik im Ostblock verboten, da kann ich nur lachen, woher sollen wir denn sonst unseren guten Musikgeschmack haben!
      MfG Olaf
      @ Purplelord

      Ich kann Dir nur Recht geben. Es ist so wie Du geschrieben hast.
      Man hat die Samstag-Sendung ja förmlich aufgesaugt. Und montags,
      glaub ich, gabs noch eine Sendung für Livemusik. Da wurde auch
      "In Concert" komplett gespielt.

      Zu einem geplanten Konzert in der DDR hatte ich schon mal ein Thema
      hier eingestellt. Aber es konnte keiner Auskunft geben.
      Es geht um ein angesetztes Konzert für Rostock im September 1988.

      Deep Purple in Rostock 1988?

      Scheinbar kann sich keiner mehr daran erinnern oder das Ganze war doch
      nicht so spruchreif.
      Dirk


      Ich kann aus der Westperspektive nur berichten, dass ich im Sommer 1974 als 13jähriger zu einem Verwandtenbesuch nach Görlitz gefahren bin und ich weder meinen Cassettenrecorder noch auch nur einzelne Cassetten mitnehmen durfte.

      Meine Eltern hatten mir das eingeschärft und die Info-Blätter gezeigt wo draufstand, dass dies verboten ist. Sie wollten keinen Ärger an der Grenze (wir fuhren mit dem Zug) riskieren und haben darauf geachtet, dass ich mich dran halte. Ich weiß noch, dass mir das total gestunken hat, weil ich dann eine Woche lang kein Deep Purple hören konnte und solch einen Schwachsinn auch nicht verstand.

      Als wir dann dort waren, hat mir ein älterer Verwandter (damals so 25) gesagt, dass er es natürlich toll gefunden hätte, wenn ich ihm Cassetten mitgebrqacht hätte, wobei er hauptsächlich auf die Stones stand. Ich glaube das war zu der zeit viel schwieriger als Mitte/Ende der 80ziger , aber wie gesagt, ich kann es nur aus der Westperspektive so vermuten. Mit Sicherheit war es auch nochmal was anderes ob jemand in berlin gewohnt hat zu der Zeit oder in Görlitz direkt an der Grenze zu Polen, wo er weder Westfernsehen noch -Radio in guten Qualität empfangen konnte.
    • Benutzer online 1

      1 Besucher