Blackmore und sein Beinahe-Namensvetter

      Blackmore und sein Beinahe-Namensvetter

      Liebe Blackmorians,

      irren ist menschlich, sowas von menschlich - und manchmal saukomisch, ja tragisch. Dazu zwei Anekdoten, und zwar mit je einem Ritchie.

      An anderer Stelle habe ich bereits von meiner Begegnung mit Joe Lynn Turner in München gesprochen. Im November 1982 war das, auf seiner zweiten Rainbow-Tour ("Straight Between The Eyes").

      Unmittelbar zuvor war mir in einem Plattenladen das Album einer mir bis dato unbekannten Band aufgefallen: Fandango aus den USA. Allerdings prangte auf dem Cover ein großer runder Sticker: "Joe Lynn Turner on tour with Rainbow!" Da wackelt ja, dachte ich, der Schwanz mit dem Hund - typischer Fall von allzu schnellem Größenwahn?

      Kein Wunder, daß eine meiner ersten Fragen an Joe eine zu seinem ominösen Album war, denn der Gitarrist bei allen Tracks nannte sich "Rick Blakemore", und Schlagzeug spielt ein gewisser "Lou Mondelli". Für mich ein klarer Fall: Das Ganze ist entweder eine Riesen-Verarsche oder - ja, was eigentlich?

      Aber Joe war schon präpariert. D i e Frage war ihm seinerzeit in Deutschland ständig begegnet, und er erklärte: "You´ve seen that sticker? ´Joe Lynn Turner on tour with Rainbow?´ And you thought it was Ritchie Blackmore and Bob Rondinelli, right? Well, I showed it to Ritchie and he just went: ´Oh shit!´ He had a good laugh at that - but you know, I don´t want to fool people, I don´t want to capitalize on the success that I have with Rainbow. My old record company put that compilation out, but if I was going to do my own Solo-record it would come out in a year or two from now..."

      Wie gesagt, das war Ende 1982. Mit der Soloplatte hat´s dann doch ein bißchen länger gedauert, und die Fandango-sales bewegten sich, wie mir die Teldec später verriet, im strammen dreistelligen Bereich...

      Noch ´n Irrtum, noch ´n Ritchie, aber diesmal nicht Blackmore, sondern der andere, Ritchie Sambora von Bon Jovi.

      Vier Jahre später nämlich, im Sommer 1986, traf ich in Nürnberg und Mannheim Bon Jovi bei "Monsters of Rock". Die Band flog auf einer Welle der Sympathie, weil sie zwar auf einem der undankbaren Nachmittagsplätze, also ohne Light show, spielen mußte (nach Warlock, aber noch vor Michael Schenker, vor Ozzy Osbourne und natürlich weit vor den Scorpions). "Slippery When Wet" lief bombig im Radio, aber noch besser auf der Bühne; man mußte ihre Musik nicht mögen, um zu merken: Die haben´s drauf, die wollen´s unbedingt schaffen.

      Backstage war es genauso. Küßchen und gute Worte für jedermann, und ehe man sich´s versah, hatte man ein Glas in der Hand und es wurde ungezwungen gesprochen.

      Das heißt, einmal gab es einen Mißklang, als der freche Fox Ritchie Sambora auf den Kopf zu fragte, ob er denn Bonnie Tyler kenne.
      "Of course, man, great singer!"
      Und kenne er auch ihr "If You Were A Woman And I Was A Man"?
      "Yeah, man, great song!"
      Nun, dann sei ihm wohl bestimmt schon mal eine gewisse Ähnlichkeit des Refrains zu "You Give Love A Bad Name" aufgefallen, oder?
      Da wurde Ritchie II. schmallippig:
      "Come on, man, our song is t o t a l l y different from hers! And ours is a r e a l rock song, right?"

      Da geschah´s - genau in dem Moment trottete ein kleiner, langmähniger Typ an uns vorbei, mit Stirnband und abwesender, grimmiger Miene. Dazu muß man wissen, daß vor der Fortsetzung der "Monsters-of-Rock"-Tour ein paar Off-days zur Entspannung anstanden, und zu diesem Zweck ließ der Veranstalter einen Jet aus den USA einfliegen mit Verwandten und Freunden der vielen Musiker.
      Zu eben jenen Freunden - nicht Ritchies, wie wir gleich sehen werden - zählte auch jener kleine Typ.

      Ihr kennt das von Ritchie I. (dem "richtigen"). Der braucht kein Wort zu sagen udn auch nicht zu spielen; wenn er in den Raum kommt, herrscht - weiß gerade kein besseres Wort - Andacht. So war es auch hier, in Mannheim, an jenem regnerischen Sonntag im Sommer 1986. Irgendwas war an dem Kerlchen, das da durchs Bild stapfte, dran, und ich fragte Ritchie, gleich mal von Bonnie Tyler ablenkend: Wer´s ´n das?
      "Oh, you may not know him. He´s from somewhere back in the States, some singer in a band, but they never ever gonna make it. His name is Axl Rose, and his band is called: Guns ´n ´Roses!"

      Fragt Euch mal, warum es nie zu einer der beliebten Doppelpack-Touren durch die USA kam, nur ein, zwei Jahre später, als GNR mit "Appetite For Destruction" die Jungs aus New Jersey sowas von überflügelten. (Mit einem Drummer, der garantiert nie langsamer wurde und mit einem Gitarristen, der zwar technisch nicht so sauber, aber mit einer Riesen-Action aufspielte.)

      Warum ich Euch das alles erzähle?
      Heute morgen, hier im Hotel, kam der Page und sagte, einem der Gäste, einer alten Dame, sei hinterbracht worden, ich - der "junge Mann in der Lobby, er so gern an dem alten Plattenspieler hantiere" - ich verfügte offenbar über eine Original-Schallplatte von "Somewhere Over The Rainbow"; jedenfalls glaube sie, bei der Rückkehr von ihrem Morgenspaziergang ein paar Noten davon gehört zu haben, ehe dann leider irgendeine gräßlich laute Rockmusuk ertönt sei - ob sie sich die Platte wohl mal ausleihen dürfe?

      Die Menschen täuschen und irren sich, ihr ganzes Leben lang, überall auf der Welt, ob es nun Rick Blackmore-Blackmore ist, Axl Rose oder Judy Garland bzw. das "On Stage"-Album.

      Zu guter Letzt noch kurz David Coverdale, von mir mal nach seinen Deutsch-Kenntnissen befragt (er war seinerzeit mit Julia, einer deutschen Boutiquenbesitzerin, verheiratet): "Oh, my German is not so good, I´ve found out today. Because I was in a restaurant, ordererd soup and got - cheese!"

      Es grüßt Euch herzlich

      Euer Rock-Fox (kein Irrtum möglich)
      "Encore one more time - for the ghosts of the past in your mind"
      H E R R L I C H !

      8)

      Zur Ergänzung:

      Der Gitarrist von "Fandango" hieß tatsächlich "Rick Blakmore" (wohl kein Pseudonym).
      Er starb 1983 bei einem Autounfall.
      Ich bin mir jedoch nicht sicher, ob er der Leadgitarrist war, oder ob er und JLT sich die Gitarrenparts geteilt haben. Beide sind als Gitarristen angegeben.

      Fandango haben ein paar tolle Mainstream-Rockalben gemacht - die wirklich hörenswert sind und so ganz zur zuckersüßen Stimme von JLT passen (das war jetzt durchaus positiv gemeint).

      Fandango [lp] : US 1977 RCA
      Last Kiss [lp] : US 1978 RCA (europ. Version mit anderen Songs)
      One Night Stand [lp] : US 1979 RCA
      Cadillac [lp] : US 1980 RCA

      Außerdem gab es einige Sampler von Ihnen,nach dem JLT mit Rainbow Erfolg hatte.

      Übrigens noch ein Irrtum:
      "Fandango" (feat. Joe Lynn Turne)" und "Nick Simper's Fandango" haben absolut nichts miteinander zu tun... Sind aber beide gut!

      Irgendwo habe ich dann einmal eine "Fandango" Single gefunden. In der Hoffnung, dass es eine von beiden Gruuppen wäre, wurde ich sehr enttäuscht. Die Single stammte von einer grauenhaften Poptruppe, die weder mit Joe, noch mit Nick etwas zu tun hatte.
      Irrtümer über Irrtümer....

      Danke FOX



      Sweet CHILD IN TIME....
      see the blind man shooting at the world...